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Zweiter
Teil.
höfchen in Osten und Süden begrenzenden, heute Kaiser-,
Reiche- und Päpstliche Zimmer genannten Räume erfahren
wir nichts, denn die Werke, die hier von Pallavicino geschildert
werden, gehören einer späteren Zeit an. Nur der an die
Reichen Zimmer anstofsende Schwarze- oder Perspektiv-Saal
hat seinen alten Schmuck bewahrt, von dem die nach einem
Entwurfe des Christoph Schwarz I), wie Hainhofer angiebt, von
Hans Werl ausgeführte, perspektivisch gemalte Decke beson-
dere Beachtung verdient. Die vielfach als Werke Candids
geltenden acht Surportesbilder in zweien der Reichen Zimmer,
die vier Jahreszeiten und die vierWelttei1e darstellend, stammen
wie der übrige Schmuck aus späterer Zeit und rühren erstere
von Valeriani, letztere von Caspar Dizziani her. 2) Nur das
Bildnis Ludwigs des Bayers über der Thür des letzten Kaiser-
zimmers (früher zweites Audienzzimmer genannt) ist eine Arbeit
Candids und wird als solche auch in der erwähnten Beschreibung
genannt (5' 8" hoch, 5' 2" breit).3) Der Kaiser sitzt in Vorder-
ansicht mit Krone, Zepter und Reichsapfel in etwas gezwungener
Haltung vor dem Pfeiler eines Palastes, an dem das bayerische
Wappen angebracht ist. Vor ihm ein Adler, rechts auf einem
Tische, an den sein Schwert gelehnt ist, sein Kriegshelm. Die
Ausführung zumal des ausdrucksvollen Kopfes und der Schmck-
teile ist meisterlich, nur wird der Eindruck des Ganzen durch
die eigentümliche Bewegung und Unruhe der Gestalt gestört.
Die zwölf römischen Imperatorenbildnisse, die über den anderen
I) Der Entwurf befindet sich im Kgl. Handzeichnungs- und Kupfer-stich-
kabinet zu München. Vorzüglich-e farbige Federzeichnung mit der Bezeichnung
des Schwarz auf der Rückseite.
2) "Beschreibung der Gemaelden welche in der Churfürstlichen Residenz zu
München denen reisenden Herrschaften Künstlern und Kunstliebenden Persohnen
piiegen gezeigt zu werden. Herausgezogen aus der Haupt-Beschreibung aller in
gedachter Residenz sich Befmdender gemaelden. Im Jahr 1770." Im Kgl. Kreis-
archiv für Oberbayern (Manuskript).
3) In einer „Liste des Tableaux qui sont dans 1a Residence de Munic de
son Altesse Sefme Electorale de Baviere 1748 (Manuskript im Kgl. Kreisarchiv
für Oberbayern) wird es fälschlich Karl der Grofse genannt. Die Größenangabe
lautet hier 3' 5" hoch, 5' 81h" breit. Das durch Anstückung vergrößerte Bild
befindet sich heut in einem Rokokorahmen. Es wird noch später vom ihm die
Rede sein.