Thätigkeit in
Münchens.
der Frauenkirche
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Im allgemeinen wird dem Candid der Entwurf der Säule
mit ihrem ganzen Schmucke zugeschrieben. Davon kann aber
nicht die Rede sein, denn dieselbe wurde erst im Iahre 1638,
also lO jahre nach Candids Tode errichtet, nachdem die Ver-
treibung der Schweden im Jahre 1632 sowie das glückliche
Uberstehen der Pest zwei Jahre später dem Maximilian den
Gedanken zur Errichtung eingegeben hatten.
Auf breitem quadratischen Unterbaue, auf dessen Ecken
Bronzegruppen von Ungeheuer bekämpfenden Engeln stehen,
ruht ein hohes Postament, von dem aus nach einem Zwischen-
gliede mit tiefer Hohlkehle, in der bronzene Engelsköpfchen
und Guirlanden liegen, eine schlanke unkannelierte Säule mit
korinthischem Kapital emporsteigt, die das Bildnis der Jungfrau
trägt. Die Ungeheuer, eine Schlange, ein Basilisk, ein Löwe
und ein Drache stellen den Aberglauben, die Pest, den Krieg
und die Hungersnot dar. Auf den Schilden der Engel stehen
verteilt die Worte: Super aspidem et basiliscum et leonem et
draconem. Das Ganze ist von einer Dockenbalustrade um-
geben, auf deren Eckpostamenten Bronzelaternen stehen. Unter-
bau, Postament, Säulenschaft und Balustrade sind aus rotem
Marmor, das übrige ist aus Bronze gebildet.
Deutlich lassen sich in den Bronzeverzierungen zwei ganz
verschiedene Kunstperioden unterscheiden; die Engelgruppen
in dem Ubermafs der Bewegung und der allzukräftigen Formen-
bildung kontrastieren stark gegen die erhabene Ruhe und die
einfachen Formen der Maria. Nach Naglerl) sind sie von dem
Glockengiefser Küstler gegossen, während Krumper den Gufs
der Maria besorgte. Die Ausführung der Säule soll nach Hübner
von einem Bildhauer König herrühren.
Die Madonna entspricht ihrem Wesen nach ganz und gar
denen, die wir auf den verschiedenen Gemälden unseres Meisters
kennen gelernt haben. Auf einer Mondsichel stehend hält sie
in der halb erhobenen Rechten ein Zepter, während auf ihrer
Linken gemächlich das Kind gelagert ist, das die Rechte wie
zum Schwur erhoben hat und in der Linken einen Reichsapfel
hält. Sie trägt ein hochgegürtetes Gewand und einen von der
1) NIünchen
1883-