III.
Candid als Tafelm aler.
Der Augustusbrunnen in Augsburg.
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hätten. Sollte das der Fall gewesen sein, so dürfte vielleicht
der schon früher angeführte I) Stich mit dem Erzengel Michael,
den Rafael Sadeler im Jahre 1604 stach, nach dem Michaels-
bilde in der Wilhelmsklause gemacht worden sein. Derselbe
trägt aufser einem Verse die Unterschrift: Raph. Sadeler Junior
scalpsit Monachij 1604 cum priu. suE. Pont. et Sac. Cae. Maes.
C. Candid" inuentor.
Noch vor seiner Wiederanstellung hatte Candid von Maxi-
milian den Auftrag erhalten, in Scheyern allerlei Aufnahmen
zu machen. Dieselben werden am Eingange des erwähnten
Briefes 2) näher bezeichnet: "Vlrürdig in Gott lieber getreuer,
demnach wir vnderthenigist berichtet, dasz in vnserm Euch an-
beuolchenen closter Scheuren etliche fürsten vnnsers vhralten
löblichen hausz Bayern etc. sonderlich aber etliche grafen von
Scheuren vnd Witelspach begraben, auch deren epitaphia vnd
bildnussen so W01 auf den grabstainen alsz sonnsten gemahlen
zuiinden sein sollen, die wir dann vorders gern abgerissen vnd
gemahlt haben wolten". Ob diese Arbeiten ausgeführt worden
sind, vermögen wir nicht anzugeben, aber möglich ist es immer-
hin, dafs Candid in Scheyern war und nach den dort vorhan-
denen Vorbildern die beiden grofsen zu Dekorationszwecken
bestimmten Porträtstücke schuf, die sich heut im Depot von
Schleifsheim befinden, von deren Provenienz wir aber nichts
wissen. Es sind dies zwei mächtige halbkreisförmige xo' S" lange
und 4' n" hohe Lünettenbilder, die Otto III., Grafen von Scheyern
und Arnulf, Herzog von Bayern, den Sohn des Luitpold dar-
stellen, von denen das letztere in einem Inventar von Schleifs-
heim als Werk des Candid genannt ist.
Das erstere zeigt in der Mitte in F ürstentracht mit Zepter
und Hermelinhut den Grafen Otto, der mit der Linken das
Modell des Klosters Scheyern gefafst hat, das rechts auf einem
Tische steht, an dessen Vorderseite sich das Wappen von
Scheyern befindet. Links sieht man durch ein Fenster in einen
Schlofshof hinein. Unter dem Fenster steht: OTHO OTHONIS II.