124
Zweiter
Teil.
glanze über seinem Haupte thronenden Madonna empor, die
ganz ähnlich wie auf dem Benedikt- und Franziskusbilde ge--
wandet ist und mit beiden Händen das auf ihrem Schofse
sitzende Kindchen hält. Unter dem Saume ihres Kleides lugen
einige Engelsköpfchen hervor, andere kommen neben ihr und
oben in_den Ecken aus dem Wolkenflor heraus. Auch in die-
sem Gemälde bildet der obere mit dem unteren Teile einen
schönen Kontrast. Das Bild ist nicht bezeichnet.
Wie wir aus dem Kataloge des Lafabrique vom Jahre
1761 ersahen, befand sich das Bild ursprünglich in der früheren
Hofkapelle des Schlosses, die jetzt in einen Pferdestall umge-
wandelt worden ist. Hier heifst es: „Pietro Candito: Das altar-
blat der heilige Wilhelmus Vor der Mutter Gottes Maria
knyendt 9' 472" hoch 5' 3" breit." Hier sah es der Jesuiten-
dichter Jacob Balde und besang es in einem begeisterten Hym-
nus'), dessen Anfang die Identität mit unserem Bilde gewils
macht:
O Ego qualem feror in triumphum
Sie ames nosci generosa virgo
Cincta Bernardis liquidi refectis
Ubere coeli,
Tanta Bellatrix videare nondum
Quanta cum duris Guilielmus oris
Colla submisit, subito tremore
Fusus humi Dux.
Schon Hainhofer berichtet im Jahre 1611, dafs sich in der
Wilhelmsklause, die in der Schwaige von Schleifsheim lag, ein
Bild des heiligen Wilhelm befände.
Bekanntlich hatte sich Wilhelm V. nach seiner Abdankung
neben der Wilhelminischen Feste Schleifsheim zum Wohnsitz aus-
erlesen und sich dort ein Schlöfschen mit einer Einsiedelei ange-
legt. Diese bestand aus neun Kapellen, welche er mit Gemälden
schmücken liefs. Nähere Angaben darüber fanden sich bei Hain-
hofer. "Schleifsheim", so sagt er, „ist auch eine schöne Schwaig,
hat in circuitu fast ein drey meil Wegs vnd g Capellen nach art
Iacobi Balde e Societate jesu Lyricorum Libri IV. et Epodon. Liber
Unus 1645, IV_ Ode 46 S, 274, Triumpbus B. Mariae Virginis sub titulo
Refugii Peccatorum Cum Schleifsheimi Aram S. Guilielmi contemplaretur.