III.
Candid als
Tafelmaler.
Der Augustusbrunnen in
Augsburg.
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heit aufzutragen vermag. Es ist ein für jene Zeit höchst be-
deutsames Bild, so dafs uns das Lob, das ihm Placidius Braun I)
erteilt, wenn er sagt, es gehöre zu den schönsten Werken der
Malerei, wohl begreiHich erscheint. Leider ist die Landschaft
hier wie auf anderen Werken Candids ganz und gar vernach-
lässigt, für diese fehlte ihm jede Ader; er wufste in seinem
plastischen Sinne nichts mit ihr anzufangen. Die links unten
stehende Bezeichnung des Bildes lautet: P, CANDIDVS P. D.
BAVARIAE F.
Auch die Predella mit dem heiligen Abendmahle sowie das
in der Höhe des Altares angebrachte Bild: Der gekreuzigte
Christus mit Maria und Johannes sind Werke des Candid, von
denen sich besonders das erstere durch die schöne Verteilung
der Gruppen und die äußerst geschickte Ausführung auszeich-
net. Von wunderbarer Feinheit sind die Hände, auf deren
Studium er in allen seinen Werken die gröfste Sorgfalt ver-
wandte. Ein ähnliches Abendmahlsbild unseres Künstlers, nur
nicht so vollendet in der Verteilung der Gruppen belindet sich
in der Sammlung Hollandt in Braunschweig und ist auf jeden
Fall vor 1600 gemalt, da Iohannes Sadeler, der in diesem jahre
starb, dasselbe gestochen hat. Wir kennen das auf Holz ge-
malte 41 cm breite 26 cm hohe Bild nur durch den Stich, dessen
Identität mit jenem wir durch eine freundliche Mitteilung des
Herrn Rechtsanwalt Hollandt in Braunschweig zu bestimmen
vermochten.
Dem Hauptbilde des Altares nahe verwandt, nur nicht so
zart in der Ausführung ist die Anbetung der Madonna durch
den heiligen Wilhelm in dem jetzt in eine Kirche umgewandel-
ten Speisesaale des alten Schlosses von Schleifsheim.
In einer Landschaft mit rötlichem Abendhimmel kniet nach
rechts vor einem Felsen der heilige Wilhelm, eine ernste Mannes-
gestalt mit langem, schwarzem Vollbarte. Unter der Kutte,
deren Kapuze heruntergelassen ist, trägt er einen Panzer, vor
ihm liegen Helm, Schild und WVaffenstüclze. Andächtig, die
Hände zum Gebet erhoben blickt er zu der in hellem Licht-
Placidius Braun, Geschichte
und Afra in Augsburg 1817.
I)
Ulrich
der Kirche
S. 36.
und
des
Stiftes
der
Heiligen