III.
Candid als Tafelmaler.
Der Augustusbrunnen in Augsburg.
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Farbe gelangte. Die Nachahmung des Schwarz, dessen Bei-
spiel ihm sicherlich seinen Mangel am stärksten fühlbar ge-
macht hatte, konnte das nicht bewirken, dazu bedurfte es eines
fleifsigen Studiums der Natur. Wir haben keine Skizzen zu
dem Freisinger Bilde, die uns für unsere Annahme, dafs er zu
demselben die Natur zu Rate gezogen habe, einen unmittel-
baren Beweis an die Hand gäben, aber verschiedene Teile des
Bildes, wie die charakteristischen, höchst lebendigen Köpfe des
Ioseph und der Elisabeth, die markigen Hände des ersteren,
die zartschimmernde, weich sich in ein Tuchballen pressende
Hand der einen Begleiterin der Maria, die Gewandung der Elisa-
beth u. a. m. sprechen zu sehr dafür, als dafs es noch äufserer Be-
weismomente bedürfte. Dafür dafs Candid überhaupt N aturstudien
machte und viele Skizzen anfertigte, ehe er eine Komposition
gelten liefs, fehlt es nicht an interessanten Belägen, und wir
werden im Verlaufe der Darstellung auf dieselben hinzuweisen
haben. An dieser Stelle mag nur einer zu einer dekorativen
Deckenfigur der Münchener Residenz gefertigten Handzeichnung
gedacht werden, auf der sich aufser der Dijudicatio, einer bär-
tigen Mannesgestalt mit Mefsinstrumenten, dreimal die linke
Hand derselben mit kleinen Varianten und in vergröfsertem
Mafsstabe beiindet, und auf deren Rückseite dieselbe Hand ein-
mal mit einer Wage, wie sie die Ausführung zeigt, und dann
auf einen Stab gestützt dargestellt ist. Ferner finden wir hier
noch einmal die rechte Hand mit verschiedenem Gerät, davon
den Zirkel besonders gezeichnet und schliefslich mehrere Einzel-
studien zu der Wage, alles wundervoll korrekt in kräftigen
Strichen angegeben. Eine Aktstudie Candids, ein nackter
sitzender Mann auf Leinwand gemalt 3' hoch 2' 372" breit be-
fand sich nach Halm I) in der Münchener Gemälde-Gallerie.
Der untere Teil des Heimsuchungsbildes ist leider durch
einen davorgestellten Reliquienschein verdeckt, so dal's wir nicht
anzugeben vermögen, 0b das Bild bezeichnet ist. Als am I. Juni
1648 Freising von den Schweden und Franzosen eingenommen
wurde, soll nach Naglerz) das Bild mitgenommen und erst später
wieder zurückgebracht worden sein.
1) Materialien,
2) Künstlerlexikon.