III.
Tafelmaler.
Candid als
Der Augustusbrunnen in Augsburg.
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nach vorn gestreckt ist. Um sein Haupt legt sich diademartig
ein Lorbeerkranz.
Stilistische Gründe sind es, die uns vermuten lassen, dafs
die Entwürfe zu den Figuren von Candid herrühren, denn nicht
nur entspricht ihr Charakter im allgemeinen dem seiner Kunst-
weise, sondern dieselben zeigen noch offenbare Ahnlichkeiten
mit anderen Werken des Künstlers. So erinnert der Augustus
in der Bekleidung und Bewaffnung, ja auch der Gesichtsbildung
an die Figur des Constantin, eine dekorative Malerei im Depot
von Schleifsheim und in ganz ähnlicher Auffassung kehrt diese
Gestalt auf dem Bilde der Monarchie im früheren Kaisersaale
der Residenz zu München wieder. Auch die von Candid ent-
worfenen römischen Kaisergestalten im goldenen Saale des
Rathauses von Augsburg, zumal der Trajan, sind dem Augustus
stilistisch nahe verwandt. Ebenso läfst sich die Figur des Lech
unmittelbar mit der Gestalt des Inn vom Theatinergange der
Münchener Residenz vergleichen, die nach rechts knieend in
ganz ähnlicher Weise in den Bart greift. Wäre die Bavaria,
die wir schon bei der Beschreibung des südlichen Residenz-
schlosses mit den Worten Hainhofers schilderten, ein sicher
bezeugtes Werk des Candid, so würde ein Vergleich zwi-
schen ihr und der Gestalt der Singold die volle Überzeugung
schaffen, dafs auch diese unserem Meister ihr künstlerisches
Dasein dankt, denn beide sind durchaus miteinander verwandt.
Die schlanken aber doch kräftigen Formen, die weiche Ge-
staltung der Brust und der Bauchteile, die Fülle der Ober-
schenkel und die dagegen etwas spröde gebildeten Unter-
Schenkel, der rundliche, etwas gereckte Arm, die leise Drehung
und Neigung des Kopfes, der um die nackten Körperteile ge-
legte Schmuck, das alles sind bei beiden äufserst charakteristische
Merkmale. Da uns jedoch auch hier nur stilistische Begrün-
dungen zur Bestimmung des Künstlers führen, so kommen wir
durch diesen Vergleich der Gewifsheit nicht viel näher. Da
die Ausführung der Bavaria aller Wahrscheinlichkeit nach von
Krumper herrührt, so ist diese Ahnlichkeit ungemein auffallend
und die Annahme eines über Gerhard und Krumper stehenden
Künstlers, der die Entwürfe lieferte, sehr wahrscheinlich.
Vielleicht war es das gute Gelingen des Augustusbrunnens,