III.
Candid als Tafelmaler.
Der Augustusbrunnen in Augsburg.
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beitete nach Zeichnungen, die aber nicht in genügender Zahl
vorhanden Waren, um ihm für diejenigen Figuren, deren kompli-
zierte Stellung ein Durchkomponieren von den verschiedensten
Seiten erfordert hätte, einen genügenden Anhalt zu bieten,
während die stehende Figur des Augustus schon in einer oder
zwei Ansichten sich in der richtigen Weise darbot. Wie nötig
einem nicht selbständig arbeitenden Bildhauer die Aufzeichnung
von verschiedenen Seiten ist, zeigten uns die Handzeichnungen
zum Ludwigsmaussoleum, und die Thätigkeit des Modellierens
selbst lehrt, wie wenig Anhalt eine Zeichnung bietet, wenn nicht
selbstschöpferische Kraft hinzutritt.
In der richtigen Ansicht bieten die beiden weiblichen Figuren
ihre linke Seite, die männlichen hingegen die rechte dar, und
werden jene ein wenig von rechts, diese ein wenig von links
aus zu betrachten sein. Sie stellen die Gottheiten der einst bei
Augsburg zusammenfiiefsenden Flüsse Singold, Wertach, Lech
und Brunnenbach dar x), und weisen in ihren Attributen auf die
Segnungen derselben hin.
Die eine der beiden weiblichen Gestalten, die Singold, hat
ihren mit einer Spange gezierten rechten Arm leicht auf ein
neben ihr stehendes Prachtgefäfs gelegt, während in dem auf-
gelagerten linken ein F üllhorn mit Früchten ruht. Ein leichtes
durch eine über die rechte Schulter gehende Spange gehaltenes
Gewandstück bedeckt die linke Brust und den Schofs. Auf
dem in scharfer Rechtswendung gedrehten Kopfe ruht ein
prachtvolles Diadem, die Haare sind zum Teil geüochten, teils
fallen sie gewellt herab. Die Figur ist insofern als die best-
gelungene zu betrachten, als sie sich auch in Vorderansicht an-
genehm darstellt, nur fehlt auch hier in der Stellung der Unter-
schenkel die rhythmische Anordnung. Eine solche vermissen wir
in der Darstellung der Wertach überhaupt. Dieselbe hat ihren
scharf gebogenen linken Arm auf den Teil eines Mühlrades
gelegt und hält in der vorgehaltenen Rechten einige Korn-
ähren. Sie hat sich weit zurückgelehnt und das gebogene linke
Bein leicht über das etwas angezogene gleichfalls gebogene
1) Vergl. A. Buff, Augsburg und: Rogge, Die Augsburger Brunnen.
teres in Lützows Zeitschrift für bildende Kunst 1882.
Letz-