Arbeiten
in
der
VOD
Iesuitenkirche
Michgel.
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vor der Residenz nicht gleichartig gebildet sind, sondern zwei der-
selben eine viel gröfsere Schönheit und Vollendung als die beiden
anderen zeigen, und daher die Möglichkeit nicht ausgeschlossen
bleibt, dafs jene beiden zur Zeit der Residenzausstattung als
Gegenstücke zu diesen, ursprünglich unter dem Erzengel stehen-
den von Krumper modelliert worden seien. Doch fehlt dafür
jede nähere Bestimmung. Ganz gleichartig, nur mit verschie-
denen Symbolen versehen, sind die vier Wappen gebildet, und
diese weisen in ihrer Formengebung mehr auf eine frühere
Zeit hin, die noch unter Müelichschen Einllüssen steht, während
das kleine Wappen unter dem Erzengel, das in der Beschrei-
bung nicht genannt ist, und daher wahrscheinlich später ge-
schaffen wurde, jene Kunstformen offenbart, die erst der Geist
Italiens in München hervorgebracht hat.
Stilistisch mit dem Wappen verwandt sind die vier im
Chore der Kirche stehenden Bronzekandelaber. Vier auf nied-
rigen Stützen ruhende, nach unten kräftig ausladende Voluten,
aus denen Engelsköpfchen hervortreten, umschliefsen den ver-
zierten Untersatz des Leuchters, auf dem nach scharfer Ein-
kehlung das mit Guirlanden und Widderköpfen gezierte Posta-
ment des Kerzenhalters lagert, der durch figürlichen und
pflanzlichen Schmuck belebt, in gefälligen Ausladungen und
Einziehungen schlank emporwächst.
Auch hier fehlen alle Nachrichten über den künstlerischen
Ursprung; wir werden jedoch kaum irren, wenn wir sie dem
Candid zuschreiben, da die Ornamentik ganz seiner Weise ent-
spricht. Ähnlich charakterisierte Kerzenhalter, nur einfacher
in der Anlage und Ausstattung zeigen ein nach einem Kartone
Candids (früher in den Arkaden des nördlichen Hofgartens) von
Amling gefertigter Stich, sowie die Veronikatafel vom früheren
Hochaltare der Frauenkirche. Die Art der Akanthusbehand-
lung, den Charakter der Cherubim und Sirenen, die Anordnung
der Fruchtgehänge u. a. werden wir späterhin auf manchen
Werken Candids wiederiinden, zumal in den Grottesken, den
Urnrahmungen der Teppiche und in dem Entwurfe zu einem
Thürklopfer (Sammlung Maffei). Worauf Naglerl) die Ansicht
I) München
1883-