Arbeiten
jesuitenkirche
der
in
VOR
Michael.
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Porträte so genannt ist I) und in der Ruhmeshalle Münchens
eine Büste erhalten hat, hat sich als einfacher Werkmeister
erwiesen, den nur der Umstand, dafs er beim Gewölbeschlufs
im Jahre 1585 mit 50 H. bedacht und dann zwei Jahre später
beim Turmeinsturzez) belangt worden war, zu der unverdienten
Ehre verholfen hat.
Ursprünglich war dem Oeggel die Ausführung übergeberß),
doch fielen seine Kostenanschläge so hoch aus, dal's Wilhelm
Miene machte, von der Ausführung abzustehen. Da wufste der
bauverständige Iesuitenrektor Eisenreich durch den genannten
Wolf Miller billigere Berechnungen machen zu lassen, die unge-
fähr ein Drittel der Oeggelschen betrugen, so dal's das Ganze
auf nur zoooo H. zu stehen kam. Oeggel iiel deshalb in Un-
gnade, wurde entlassen, 1585 jedoch mit der Weisung wieder-
angestellt, „mit Wendl Dietrich von Augsburg zu handeln, sich
für Ihr fürstl. Gnaden baumeister hinfüro brauchen zu lassen."
Die Baukosten überstiegen in Wirklichkeit das Zehnfache der
gemachten Anschläge. Nach dem Turmeinsturze scheint Dietrich
in Ungnade gefallen zu sein, denn dem Sustris, der die Gefahr
vorher bemerkt hatte, wurde die Vollendung des Baues über-
tragenfl) Schon seit 1585 war er an demselben beteiligt gewesen.
Schon Nagler (München 1863, S. 71) weist darauf hin, dal's die Unter-
schrift des Bildes: "Anno 1585 hat WVolfgang Müller, ein Steinmetz, seines
Alters 48 Iar, die Kirche und das Collegium erbawet" falsch ist, da im Jahre
1585 weder der eine noch der andere Bau vollendet war.
z) Der Stich Weinhers, von dem Gmelin die Entscheidung der Frage, wo
der Turm gestanden habe, abhängig macht, befindet sich im Kupferstichkabinet
zu München und zeigt den Turm an derselben Stelle, wo der von Gmelin er-
wähnte, aber nicht für zuverlässig gehaltene Stich ihn angiebt. Der Stich trägt
folgende Inschriften: (Oben) Ware Contrafactur des Thurms zu München in Bayern
so disz lauffende 90. Jahr eingefallen. (Unten) Anno 1590 den 10. May des
newen Calenders vmb 8 Vhr Vormittag Ist diser herrliche vnd hohe Thurm an
der Iesuiterkirche zu München vmbgefallen vnd hat das Chor vnd ein theil der
kirchen mit eingeschlagen. Welches anno 1583 mit sehr groszem vnkosten zu-
bawen angefangen Vnd bis daher volfuehrt war. Der Name des Stechers
fehlt, nach Andresen IV. S. 64. stammt er von dem jüngeren Peter Weinher.
3) Vergl. Haeutle, Die Wittelsbacher als Herzoge, Kurfürsten und Könige
von Bayern etc. 1880.
4) Sein Entwurf zum Chore soll sich nach Nagler (München 1863, S. 72)
im Reichsarchiv befinden, war jedoch dort nicht aufzutreiben.
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