Der grösste Gegner der Jungen", der europäischen Malweise in
japan, ist nicht ein japaner, sondern ein Amerikaner, der Kunst-
historikei" Fenollosa, der päpstlicher als der Papst ist, und die
japanische Malerei, die er überhaupt stark überschätzt, so
unberührt als möglich lassen möchte. Fenollosa ist ein begeisterter
Apostel der Haskinzoto-Oluakura-Schule; in überschwenglichen Artikeln
pries er in der „]apan-'l'imes" die unter dem Protektorate dieser
Herren stehenden im „Nilion Bijutsuin" ausgestellten Malereien.
Er dichtet den Iapanern Qualitäten an, die wahrhaftig kein Un-
parteiischei" entdecken kann.
Ernest Fenollosa kam 1878 als Professor der Philosophie an
die Universität zu Tokyo; mit Yorliebe widmete er sich ästhetischen
Studien. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die japanische
Malerei, die er als Erster für Europa entdeckte, wenigstens in
kunsthistorischei" Hinsicht.
Da dieser geistreiche Mann seit 1878, Wenig Unterbrechungen
abgerechnet, in Iapan lebt und eine genaue Kenntnis der japanischen
Malerei besitzt, wie wohl kaum ein zweiter Europäer, glauben viele
inassgebende japaner, dass auch seine Aeusserungen über europäische
Kunst unlvedingt richtig seien. Dem ist jedoch nicht so, denn Fenollosa
hat mit der europäischen Kunst viel weniger F ühlung als mit der der
Asiaten: fremd und verständnislos steht er all den neuen Bewegungen,
den Wandlungen, die die Kunst in den letzten Decennien in Europa
durchmachte, gegenüber.
In einem grossen Aufsatze: „Der Missbrauch des Nackten in
der Kunst" entpuppt sich Fenollosa als ein unversöhnlicher" Feind
der neufranzösischen Schule, als Gegner der Aktmalerei, die er nur
bei Darstellung mythologischer Sujets für berechtigt erklärt. Solche
aber zu verkörpern, meint er, läge uns modernen Menschen ziemlich
fern, dazu hätten wir äusserst selten Veranlassung oder einen zwingen-
den Grund.
Nicht mit Unrecht lässt sich Fenollosa darüber aus, dass das
Nackte in der Kunst vielfach nur zu frivolen spekulativen Zwecken
verwandt und auf die empörendste Weise missbraucht wirdf")
Jahr
Die Folge dieses Aufsatzes war, dass die japanische Regierung
den illustrierten Katalog von „Le nu au Salon" konliszierte.
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