Volltext: Wandlungen im Kunstleben Japans

Um nun von der Shiro-uma-Ausstellung zu sprechen, so steht 
eine mit Fähnchen und palettenförmigen Schildern geschmückte 
Bretterbtide, die die Kasse birgt, vor dem Eingang. Die Garderobe 
für die Holzsandalen, Welche die nicht mit Stiefeln bekleideten Japaner 
abgeben, urn sie mit solchen aus Stroh zu vertauschen, ist rechts 
vom Eingang. Ü  i 
Auf ihre Herrschaft wartende Equipagen erblickt man nicht 
vor demselben, wohl aber Iinriksha-Iiulis mit ihrem zweirädrigen 
leichten Gefährt, das sie tinverzagt im Hundetrab durchs Leben ziehen. 
Uni das allzu grelle Tageslicht zu (lämpfen, hat man im Aus- 
stellungsraum die Decke unter dem Glasdach mit leichtem Linnen 
verhangen; die Wände aber sind mit braunviolettern Zeug aus- 
geschlagen, und um die Monotonie etwas zu brechen, hat man ab 
und zu einen palettenfößmigenHSchild mit Palmwedeln angebracht. 
Eine Bambusbarriere hältüden Zuschauer etwa einen Meter von den 
.Xusstellungsobjekten entfernt. 
Meist waren kleine Bilder, fein ausgeführte Studien ausgestellt, 
von denen den Landschaften weitaus der erste Preis gebührte. 
Kowoda, Koume, Wade boten wohl das Beste. 
Luft- und Meerstttdien waren da zur Schau gestellt, die die 
Natur in ihreiri, reichen Wechsel Wiedergaben. Felder zur Ernte- 
zeit im glfrhendgn Soiinenlarand, reizende lnterieurs von Bauern- 
häuschen mit deiifa reich bewegten Spiel eindringender Lichttluten. 
dumpfe Liewitterseliwiile verratende iVollien, diepdrohend über einer 
lilusslandschaft  über dem Meer scliyirirebender Nebel, der von 
den (lurchbrechenden Lichtstrahlen zerstiebt-g wtirden durch den 
Pinsel der Secessionisteil festzuhalten gesuchtf  
Es waren Arbeiten, die wohl ieine strenge europäische Iury 
_pas_sierei1 könnten, und es unterliegt keinem Zweifel," dass die Iapaner 
am dem Gebiet der Landschafts-, wie auf Clernirller Genremalerei in 
Zukunft, wenn sie sich noch mehr von der Pariser Manier los- 
gemacht haben werdeiä, die Schatten weniger violett, die Lichter 
weniger kreidig malen, Bedeutendes leisten werden; 
Grössere Kompositionen scheinen aber die Schaffenskraft der 
Japaner, die durch das ewige-g Kopieren erlahmt ist, noch zu über- 
steigen; da deckte sich das Kännenvnoch nicht mit dem Wollen. 
 Es waren überhaupt nursieben oder acht umfangreiche Malereien 
ausgestellt, denn die wenigsten konnten sich den Luxus leisten, 
solche zu verfertigen, und xnoiii den wenigen würde wohl die 
Minoritat Gnade vor den Augen einer europäischen Kunstjury ge- 
tunden haben. i; 
	        
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