Volltext: Wandlungen im Kunstleben Japans

{diesem ureltenfernen Strand, der Stunden, die ich im Anschauen und 
verehren der wunderreiclicii Natur verbrachte. i 
 Mein Verkehr mit Kouroda gestaltete sich withrend meines 
zweimonatlichen Aufenthalts in Dzushi zu- einem ungemein an-' 
regenden, gegenseitig mitteilenden.       
 Da er zweimal die Wloche nach Tokyo, das in zwei: Stunden  
mit der Bahn zu erreichen ist, fahren musste, um an deiTwKirnst- 
schule die unter seiner Leitung stehenden Malklassen zu kontrtöllieren, 
so begleitete ich ihn zuweilen dahin. Erklären-d führte er inich in 
den Räumen herum, und seiner Liebenswürdigieit habe ich es zu.  
danken, dass ich "mitfveiischiedenen hervorragenden  
die Einfluss auf das fjafxanische Kunstleben haben und die ich zum 
Teil noch nicht kannte, in Beziehungen trat. 
Oftmals trafenaviij uns in Dzushi des Abends, entweder in 
meinenreinsain anr Strande gelegenen Häuschen oder in! seinem 
primitiveirÄtelier, und Sich konnte ihm dann nie genug zvon den 
Erscheinungen im europäischen Kunstleben der letzten Iahre 
erzählen.    " 
Kopfschüttelnd vernahmen er und seine Kameraden die Kunde, t 
dass bei so manchen westlichen Krünstlern die heissen Sehnsuchts- 
schreie nach Natur verstummt seien, dass eine krankhafte Manie 
sie befallen hätte, alles zu stilisieren, als ob sie Teppichmustcr 
malten. In den verwirrten Gemütern herrsche ein Drang, die Natur 
umzufrisieren, schöner, und interessanter zu gestalten. Die hlitteilung__ 
verblüffte meine jafianischen Freunde aufs höchste. Diese Künstler, 
so meinten sie, erschienen ihnen Wie entnervte hVüstlinge, die be-i 
isonderci" Reizmittel bedurften, um noch geniessen zu können, da" 
das Gesunde, Normale, die unverfälschte Natur nichtlrnehr- auf ihre 
iübierreizten Nervenstärke.    i, t   
  Die Shiro-ttma-Letrte, die ganz auf dem Standpunkt Milrleitsr 
 stehen, deren heissestes Bemühen ist, die Natur so wahr wie möglich 
Dazu schildern, fühlten sich von diesem Streben im Innersten ah- 
gestossen. Mit fieberhafter Neugier verfolgten sie moderne illustrierte 
Zeitschriften, Monographien, Kataloge von Kunstausstellungen, die 
ichgbei mir hatte, und sie fanden, dass der sogenannte „neue" Stil 
nichts anderes ware als ihr guter alter japanischer mit zuweilen 
nur ganz unwesentlichen Veränderungen. [Sie waren der Ansicht, 
dass von Rechts wegen unter sehr vielen kunstgevxrerblichen, deko- 
rativen Entwürfen der verschiedensten Art und zu den verschiedensten 
Zwecken der Name des japanischen Meisters oder wenigstens dessen 
Stilart angeführt sein müsste, denn das europäische Publikum, dem
	        
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