Volltext: Wandlungen im Kunstleben Japans

ihre Erzeugnisse in Rahmen, ohne aber den Geist der westlichen 
Kunst, deren hohe Ziele im geringsten erfasst zu haben. 
Es ist daher bei diesem europäischen Gethue kein Wunder, 
itlass die Ausstellung der Meiji-Gesellschaft solchen von schlechten 
Farbendrueken gleichen und Kunstwerke der staunenden Welt ent- 
hüllen, gegen die, wenn es eine ästhetische Polizei gäbe, diese die 
Verpflichtung hätte, energisch einzuschreiten. 
f Wie geduldig sind doch Farbe, Pinsel und Leinwand, die sich 
zu solchen Missethaten gebrauchen lassen! 
 Obertlächliches Nachäffen europäischer Technik durch die 
Meiji-Lettte, ohne ernste Schulung, Anwendung von Perspektive. 
Helldunkel und anderen in die Augen fallenden Wirkungen fördert 
total wertlose Zwittergemälde zu Tage, die weder die Vorzüge der 
japanischen noch die der europäischen Kunst aufweisen.  
Auf künstlerischem f-iebiet wiederholt sich in Iapan derselbe 
Fehler wie auf allen anderen; man erstrebt einen raschen Erfolg, ohne 
ein entsprechendes Mass von Arbeit und Zeit aufwenden zu wollen, 
Durch das-Nachahmen von Aeusserliehkeiten glauben die 
Klein-Leute das Wesen europaisehieif Kunst erfasst zu haben; doch 
sind diese. unzuläiggliehcil flachen Leistungen dem Geist echter 
Kunst, ÖGÄIIUL" dhiäifch geistige Arbeit, ernstestes Studium errungen 
werden kanns frenäilei" als die mit Schwächen und Fehlern behafteten, 
im konservati te altjapanisehen Stil gemalten Bilder; letztere haben 
wenigstens de Vorzug, echt zu seirn  
 Und wenn  ian zwischen den iiä altjapanisehen Stil malenden 
Kfmstlern und denen des Meiji-Klttbs einäarallele zieht, so könnte 
man erstere mit einem offenherzigen, re engen, fibersprtrdelnden 
Jungen Geschöpfehen vergleicheni-rdem in seiner Harmlosigkeit un- 
bewusst manche Thorheit, aber äLlCllfisififlilkllj entzückender, herz- 
erfrisehender Ausspruch entschlüpft, a3 ruifs einen tiefen Blick in 
das heiter sonnige XVesen desselben thun lässt. Die lXIeiii-Iiünstlei" 
hingegen gleichen einem Backfischkier höheren Töehtersehule, dem 
man eingepaukt hat, (lass er ja nichts Unschiekliches oder Anstoss- 
erregendes sage, und der nun den Geist einer Dame von Welt zu 
bpeSQitzen glaubt, über diiem citlen Wahn aber die reizende Un- 
wbefangenheit verlor, urwtiaiäilsige jEinfälle verschweigt, die er früher 
unbewusst von sich gabwund; diäriun nicht mehr den KVeg finden, 
sich zu. äussern. Ein! gesiäßtetes, niehtssagendes, konventionelles, 
farbloses Lächeln ist an diief Stelle des oft goldigen, gloekenhellen, 
herzbewegenden Leeheps getreten, das allerdings zuweilen gegen 
die Salonregeln verws, unserem Herzen aber wohlthat.
	        
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