ster, so hätte er in Asien nicht vor der Schlacht bei Mykale 01.75, 2 thätig sein
können. Dann würden wir den seltsamen Fall haben, dass zu einer Zeit, worin
die Goldelfenbeinkunst blühte, die Tempelstatue des reichen ephesischen Tempels
des Elfenbeinschmucks entbehrte, die Statue in Erythrae ganz aus Holz verfertigt
war. Die Statue in Ephesus hatte Mucianus gesehen (Plin. 16, 214); er hielt sie
für uralt; so gering man auch sein Kunsturtheil anschlagen mag, so war er doch
gewiss im Stande die Zeiten des Phidias von dem höchsten Alter zu unterscheiden;
war das Bild aber älter als O1. 75, so musste es auch älter sein als der ionische
Aufstand, während dessen von O1. 70, 2 die Verbindung mit Athen aufhören musste.
Hätte nun Endoeos kurz vor Ol. 70 schon geblüht, und zwar so sehr, dass bei
ihm von Kleinasien aus die Statue des Haupttempels und für Erythrae mehrere
Werke bestellt worden wären, so war er ohne Zweifel der berühmteste Künstler
Athlens, und dann begreift man nicht, warum nicht er, sondern Hegias als Zeitge-
nosse des Ageladas von Pausanias genannt wurde, und warum er in den Listen
bei Plinius, die, allerdings mit einem Fehler, bis auf Ageladas und Hegias hinauf-
gehen, fehlte. War er aber so viel älter als diese Meisterfso konnte er nicht nach
O1. 75 in jener Inschrift vorkommen. Endlich fällt es sehr auf, dass ein so be-
deutender Meister gar keinen Schüler gebildet haben soll. Alle diese Schwierig-
keiten verschwinden, wenn mani den Künstler der Inschrift als Enkel von dem Mei-
ster der Artemis unterscheidet.
S0 weit gehen meine Wahrscheinlichkeitsgiiinde. Ich darf aber nicht ver-
schweigen, dass Brunns Einwürfe meine Ueberzeugnng erschüttert haben. Es kann
sein, dass Mucianus ein älteres Xoanon mit dem Werke des Endoeos verwechselt
hat; es ist möglich, dass die massilischen Bildwerke nach jenem älteren Typus
gearbeitet worden sind, welchen Endoeos nach den Perserkriegen beibehalten hat.
Dipoenlos
und
Skyllis.
Desto fester muss ich auf meiner Zeithestimmung der berühmten Bildhauer
in Marmor beharren. Ich beginne mit dem Datum, das auch ich ausführlicher be-
sprechen muss als mir lieh ist, ja, ich muss die Zahl der Citate noch vermehren.
Zuerst constatiere ich, dass Bfs Bestimmungen sich den von mir stets ver-
theidigten einigermassen genähert haben. Kallon liess er Kstlg- 1, S. 87 nach
Einen Nebenpunkt berühre imh kurz, nämlich einen Schreibfehler, der mich S. 3! den
Tempel der Athena Alea. statt der Statue setzen liess. Dass so gelesen werden muss, erhellt aus
S. 30 deutlich; B. wird mir den von ihm aufgedeckten Fehler wohl verzeihen, wie ich oben S. 5
auch seinen Schreibfehler Alexander stillschweigend in Xerxes verbessert habe.