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Gesichtes,
des
Der Ausdruck
oder Beissen, oder Vermeiden eines Geschmackes erklären lassen und
dann in begreiflicher Weise auch als Aeusserung einer schmeckenden
oder beissenden oder unangenehm schmeckenden Wahrnehmung oder
Absicht deuten lassen. Piderit hat eine Reihe derartiger kleiner aus-
drücklicher Faltungen der Haut, besonders in der Umgebung des
Mundes, beschrieben und abgebildet, welche er z. B. als prüfenden,
süssen oder bitteren Zug bezeichnet und damit theils ihre ursprüng-
liche Beziehung zu einer Wahrnehmung oder Absicht bezeichnen will,
theils ihre Eigenschaft als Ausdruck einer Gemüthsverfassung, die
man mit einem bitteren oder süssen Geschmack einer prüfenden Ab-
sicht vergleichen oder auf etwas dem Verwandtes zurückführen kann
Manche von ihnen sind ohne Zweifel gut beobachtet, und auch die
Deutung hat zum Theil etwas Einleuchtendes, wenn auch dabei wohl
etwas mehr bildliche Vergleichung von bitteren oder süssen Ge-
schmäcken und Gemüthsverfassungen u. dgl. mit unterläuft. Ich will
aber bei diesen Zügen der Mimik nicht verweilen, weil mir scheint,
dass sie in der gesammten Wirkung des Mienenspieles weder eine
grosse Rolle spielen, noch auch zu ihrem Verständnis etwas Entschei-
dendes beitragen.
Wenn ich sodann hier auf die beiden grössten und bekanntesten
mimischen Bewegungen, das Lachen und Weinen komme, so meine
ich damit zunächst auch nur die Veränderung der Gesichtszüge, die wir
so nennen oder die zu der ganzen Reihe von Bewegungen gehören, welche
wir so nennen und welche, wenn sie stark auftreten, ebensoviel, oder
noch mehr in einer eigenthümlich gesteigerten Rhythmik des Athmens
bestehen, beim Weinen mit Erguss von Thränen verbunden, was Alles
erst recht auch innere Stimmungserregungen zum Ausdrucke bringt.
Man kann die sich damit verbindende oder meist schon vorangehende
Veränderung der Gesichtszüge als Begleiterscheinung oder Vorbe-
reitung dieser stärkeren Erregungsäusserung ansehen. Zunächst aber
sind diese veränderten Gesichtszüge beim Ausdruck des Lachens und
Weinens begleitende Variationen einer beginnenden Oeffnung des
Mundes, die sich zur vollen steigern kann, und die an sich eine will-
kürliche Bewegung ist. Ich will nicht unterlassen, vor Allem eine Be-
schreibuilg der im Eindruck so bekannten Erscheinung zu versuchen.
m) Eine Auswahl derselben ist in
Fr0riep's Anatomie für Künstler, Leipzig
Abbildungen der II.
S. 44 HI, reproducirt.
den
1891,
Aufl.
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