Stehen
und
Gehen.
passung- der aufrechten Haltung an die Vervollkommnung des auf-
rechten Ganges noch weiter bringen als wir. Denn wenn wir es auf
diesem Wege der Descendenz zu der Stufe gebracht haben, auf der
wir jetzt stehen, warum soll derselbe Process nicht weiter gehen, bis
durch ihn und andere ähnliche Metamorphosen noch ganz andere
Menschen oder auch Engel in die Welt gesetzt werden. Und wenn
wir, um bei unserem Thema zu bleiben, nur an die fortgesetzte Ab-
knickung des Oberkörpers gegen das Becken denken, welche es mög-
lich macht, den ersteren ebenso vollkommen aufrecht zu tragen wie
jetzt, und das letztere durch die Beine noch besser als jetzt einher-
schieben zu können, so fehlt es uns schon jetzt in der vergleichenden
Anatomie nicht an Vorbildern für diese Tendenz des Fortschrittes.
Es ist ja nicht gesagt, weil wir es in der geistigen Kultur allen
Thieren zuvor thun, dass nicht in einzelnen Functionen die einen oder
anderen uns übertreffen. S0 ist z. B. beim Gehen das Auftreten mit
den Zehen
bei den meisten schnell
laufenden Thieren wohl
eine
weitere
Vervollkommnung des Ganges über den Sohlengang der Frösche,
Bären und Menschen hinaus, die sich der Mensch durch die immer
wiederkehrende Mode der hohen Absätze allmählich ebenfalls anzupassen
bestrebt ist. Und die Vögel haben durch ihre Flügel schon längst
unseren Neid und unsere Phantasie zur Ausmalung eines unerreichten
Ideals höherer Vollkommenheit angeregt, wenn es auch jedenfalls zu
viel verlangt ist, wenn wir, wie die gemalten Engel, die Flügel der
Vögel haben und unsere Hände dazu behalten wollen, da die Hände
und die Flügel nur verschiedene Formen desselben Gebildes von Ex-
tremität darstellen. Aber auch schon in Gang und Haltung sind die
Vögel uns bereits voraus. Sie tragen das Becken mit seiner Achse
horizontal wie die vierfüssigen Thiere, aber das von demselben nach
dem Rücken hin empor gebogene Rückgrat aufrecht wie wir. Man
denke nur an das Bild eines stolz einherschreitenden Hahnes. Wir
haben unsere westlichen Nachbarn durch die Application der ver-
besserten aufrechten Haltung auf die Marschfähiglaeit der Truppen
tiberfltigelt, aber ihre Damen marschiren auf dem Gebiete des Ge-
schmackes und der Mode noch immer an der Spitze der Civilisation,
und befleissigen sich, wenn wir den Bildern in ihren illustrirten
Blättern glauben dürfen, eines Ganges, der mit der nöthigen Drappi-
rung dazu sehr an einen Vogel Strauss erinnert. Am Ende werden