auf Schillers Wallenstein.
mit Anwendung
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sprünglich reinen Zustande, wie ihn der glückliche Genius
bar bewahrt. Ihr gilt das grosse Wort des Dichters:
umwandel-
"Jenes Gesetz, das mit eherncr Hand den Sträubenden lenket,
"Dir nicht gilfs. Was du thust, was dir gefällt, ist Gesetz."
Wie natürlich also ist es und wie erhebend das Vollgefühl dieses un-
bedingten Rechts der Selbstbestimmung, in einer grossen Seele noch
seine volle Herrschaft behaupten zu sehen! Seine Erhaltung inmitten
der beengentlen festen Schranken einer vielgliederigen Cultur, oder
einer positiven Moral und Gesetzlichkeit ist das Ideal aller starken
Seelen; alle ringen nach lälreiheit, aber nicht nach jenem abstracten,
demokratischen Ideal der allgemeinen Freiheit, sondern nach dem sehr
aristokratisch exclusiven der persönlichen Freiheit oder der vollen
Geltendmachung des Einzelnen, die jedem (lresetz entgegengesetzt ist.
Diese Entgegensetzung" ist es, für die jeder Held der grossen
illrstgiidie sich selbst einsetzt. „Das Gesetz hat noch keinen grossen
Mann gemacht; aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten
aus." Nachdem Karl Moor dies Princip ausgesprochen, hat er nicht
mehr weit zu der waktiscl1e1i Ausführung IlGSSGlbGII. "Räuber und
Nlörder! mit (liescnl YVorte ist das Gesetz unter meine Füsse gerollt."
Der grosse Mann als solcher hat nach Niemand zu fragen. Clavigo
wird von Carlos unterrichtet, wie ausserordentliche Menschen auch
darin ausscrorilentlicli sein müssen, dass sie kleine Rücksichten aus
den Augen setzen, eine Pflicht einem Zwecke unterordnen dürfen.
„Thut das der Gesetzgeber in seinem Staate, der Schöpfer in seiner
Schöpfung, warum sollen wir es nicht thun ihnen gleich zu werden?"
Gott gleich sein wollen, ist schon im Paradies die erste Quelle
alles Uebels. Die griechische Mythologie und die Moral der griechi-
schen "llragödie macht die Ueberhebung des Menschen, der sich mit
den Göttern vergleicht, zur xierhangnissvollsten Verschuldung. Niobe
vergleicht ihr Glück mit dem der Götter, Phaeton will den Sonnen-
wagen lenken, in Oedipus lebt nur ein Princip, sich selbst allein zu
vertrauen. Die Moral des Christenthums lässt ein solches Gefühl
nicht aufkommen. Desshalb erklärt Lessing eine rein christliche
Tragödie, d. h. in der nder Christ als Christ interessirt", für ein Un-
ding, weil die leitende Idee desselben, die Demuth, "mit dem ganzen
Geschäfte der Tragödie streitet", und Schiller verhöhnt das "Christ-
lich-moralische" im Drama als das volle Gegentheil grosser tragischer