Wallenstein.
auf Schillers
mit Anwendung
20.7
In grösserer Ausdehnung entfalten sich aber die einfacheren
Stimmungen, zwischen denen die Krisis des drittes Aktes den Ueber-
gang bildet, im Anfang und am Ende des Stückes. Im ersten Akte
sehen wir, wie der Held zu dem leidenschaftlichen Streben fort-
gerissen wird, in dem er seine Befriedigung sucht, aber schliesslich
nicht finden soll; im fünften Akt löst sich die ängstliche Spannung
der Vernichtung seines Glücks in den reinen Schmerz des völligen
Untergangs auf. 1m ersten Akt beginnt nach den nöthigsten Dar-
legungen der Vorgeschichte die tragische Aufregung des Helden mit
einem äusseren Eindrucke, der das Gleiehmass seiner Seele stört
und die "leidenschaftliche Auflehnung gegen das Schicksal in ihm
Weckt. In dieser Aufregung wird es uns begreiflich, dass er zu
verhängnissvollen Schritten sich fortreissen lässt und in ihnen Be-
friedigung sucht; dadurch wird der Knoten des Verhängnisses ge-
schürzt, in Welches er nachher unauf löslich verstrickt werden soll.
wird
ersten
Akt
der
Räuber
Karl
Moor
durch
die
Nach-
richt, dass sein Vater ihn verstösst, zur Hingabe an die verbrecheri-
schen Pläne seiner Genossen fortgerissen. Zuvor ist er, von Reue
über sein bisheriges ausgelassenes Leben getrieben, auf dem Wege
gewesen, dem edleren Zuge seines Herzens zu folgen und in die
Arme des Vaters und der Liebe zurückzukehren. Nun ist ihm dies
plötzlich abgeschnitten, und verzweifelnd wirft sich die ganze Energie
seines Muthes auf die Befriedigung der W uth gegen die Menschheit,
die ihn verstossen hat. Das Gegentheil dieser Aufraffung der ganzen
Kraft des Helden zu seinem eigenen Verderben ist die Vollendung
desselben im fünften Akt. Ebenso vollkommen, wie dort jedes
andere Gefühl vor der entfesselten Energie des Willens schwieg, ist
hier im Gefühl der Vernichtung jede Willenskraft erloschen. Das
unabänderliche Schicksal vollzieht sich mit Nothwendigkeit, ohne dass
der Held noch etwas dafür oder tlagegen thun kann, und der An-
theil, den wir in diesem widerstandslosen Erliegen an ihm nehmen,
wirkt auf uns als eine abschliessende Beruhigung im Vergleich mit
der ängstlichen Spannung, von der wir im dritten Akt ergriffen
wurden, wenn sein Glück sich plötzlich wendete.
ADie bisher einander gegenüber gestellten Stücke des Verlaufs,
Anfang, Mitte und Ende, Einleitung, Krisis und Auflösung der tragi-
schen Begebenheit, gehen aber nicht unmittelbar in einander über,