mit
auf Schillers
Anwendung
Wallenstein.
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auf sein besseres Selbst zurück. "Denn er stand neben mir wie meine
Jugend." Trotz dieser idealischen Färbung, mit der Max als einzige
rein erfundene Figur in der Reihe der historischen Kameraden von
grob realistischen Physiognomien auftritt, ist er doch nicht zu einer
unwahren Erscheinung verflüchtigt, sondern als begeisterter, reiner
Verehrer des fertigen Helden ganz lebendig. Ja, seine Entstehung im
Geiste des Dichters entbehrt gar nicht aller historischen Grundlage.
Die meisten Hauptleute der Wallensteinischen Armee waren, würdig
der Horden, Welche sie führten, zusammengelaufene Abenteurer, denen
an der Sache, für die sie kämpften, wenig oder nichts gelegen war.
Eine rühmliche Ausnahme machte Pappenheim, ein Landeskind und
eifriger Katholik, der mit Interesse für die kaiserliche Sache im
Reiche sich schlug, zugleich aber auch ein ganzer Soldat und
schwärmerischer Anhänger des Friedländers. Es liegt sehr nahe, dass
man sich fragt, wie dieser sich zu einer schmerzlichen Wahl, einem
Kampfe zwischen der Pflicht gegen den Kaiser und der Anhänglich-
keit an Wallenstein hatte gedrängt sehen müssen, wenn er den Ver-
rath des letzteren noch mit erlebt hätte. Gewiss nicht ohne Be-
ziehung hierauf hat ihm Schiller aus der iingirten eigenen Wahl
seines Regiments den jugendlichen Nachfolger gegeben, und diesen
dann nachher auch ganz wie ihn enden lassen, indem er mit den
kühnen Reitern vergeblich tapfer voransttirlnt.
Eine ganz andere Art von Ergänzung ist ihm dagegen in der
Gräfin Terzky gegeben. Bei ihr zeigt sich die andere Seite seines
Wesens, die Leidenschaft, die nur in der vollen Bethätigung seiner
Fähigkeit zum Steigen über die Häupter der Menge eine nie zu er-
füllende Befriedigung sucht, zu voller Consequenz gesteigert, mit der
sie ihn verhängnissvoll fortreisst.
Und ein ähnlicher Repräsentant des rücksichtslosen Handelns ist
auf der Seite der Gegenpartei Buttler. Die Hauptperson derselben
aber, Octavio Piccolomini ist im Grunde ein ruhig gemässigter, recht-
licher Mann, der nicht mehr und nicht weniger thut, als seine vor-
geschriebene Schuldigkeit. Kann auch selbst in seinem Sohne der
Verdacht aufsteigen, dass er mit Vorsatz den Sturz Wallensteins
habe betreiben helfen, um in Folge desselben selbst zu steigen, so ist
derselbe doch durch nichts deutlich begründet, und Schiller bezeugt
auch, dass er ihn durchaus nicht habe verabscheuungswürdig dar-