Volltext: Vorträge über Plastik, Mimik und Drama

der 
der Kunst 
Mimik. 
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der verbundenen Hände herüber und hinüber fortgesetzt; das sah 
man dem Wiegen und Biegen ihrer Taille und Schulter an. Aber 
die andere hielt mit eisernein Griffe die einmal erfasste Hand unbe- 
weglich fest, bis sie sie wieder losliess. Nun ist nicht zu bezweifeln, 
dass dadurch die Zuschauer um ein graziös bewegtes Bild gebracht 
wurden, zu dem ein Musiker eine "Wlagala-Weiha"Begleitung von 
beliebig vielen Tacten hätte componiren können. Wer aber einmal 
in der Lage war, einem versöhnten Feinde die Hand zu reichen, oder 
sich lebhaft in eine solche Lage hineindenken kann, der wird doch 
empfunden haben, dass die prompte, reservirte Haltung dabei eigentlich 
den richtigen Ausdruck gab. 
 Es bleibt uns nun übrig, nachdem wir die Eigenthülnlichkeit von 
zwei Arten der Mimik in ihrer Erscheinung an Beispielen aufgesucht 
haben, dass wir überlegen, wie aus allgemeinen Gründen die eine und die 
andere auf den Zuschauer wirken und mit dieser ihrer Wirkung in die 
des ganzen Schauspiels mehr oder weniger fördernd eingreifen wird. 
Die plastisch-harmonisch-graziöse Entfaltung des Gebrauchs der 
verschiedenen Glieder in leichtem, gefalligem Zusammenspiel, welche 
ähnliche Bilder von Stellungen des Körpers in ununterbrochener Folge 
vor unseren Augen vorüberführt, wie wir sie in Bildern oder Statuen 
klassischen Stiles oder Geschmackes dauernd Hxirt vor uns haben, 
wird dadurch zunächst in jedem Augenblicke ähnliche Effecte der 
Befriedigung hervorbringen, wie sie durch Bilder auch erhalten 
werden. Sie wird zunächst den Körper, die Person der Darstellen- 
den selbst wirksam ins Licht stellen, die Schönheit der Schauspieler 
und besonders der Schauspielerinnen, vorausgesetzt, dass sie schön 
sind, auch recht zur Geltung kommen lassen, und dies ist der natür- 
liche Grund, wenn auch vielleicht nur unbewusst, dass die grosse 
Mehrzahl, zumal der Damen, die auf den Brettern erscheinen, in 
dieser graziösen Manier sich zu geben beflissen sind. Sie thun ja 
auch damit nichts, was nicht oft das Seinige zu dem Eindruck auf 
die Zuschauer, welchen der Dichter bezweckt, beitrüge. Eine ge- 
fällige äussere Erscheinung ist im Leben und so auch im Theater ein 
starkes Motiv, unsere Theilnahnle für eine Person zu gewinnen, oder 
uns begreiflich zu machen, wie das Interesse für sie Anderen zu einer 
Quelle von Lust und Leid wird. Ferner der Zustand des Gemüths, 
welcher sich in dem gleichmässigen Gebrauche der Glieder ausspricht, 
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