in der
Kunst
Brlimik.
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als
ihrem
schnellen
Wechsel,
den
uns
der
lebendige
Darsteller
verführt.
Das klassische Vorbild der Darstellung des menschlichen Körpers
in der bildenden Kunst, von dem auch Lessing seine Stilgesetze der-
selben abstrahirt, sind und bleiben die plastischen Werke der Antike.
Hier ist es nun in erster Linie die Schönheit der Gestalt, die Har-
monie, die sich in dem Bau und der Verbindung der Glieder des
menschlichen Leibes darstellt, Welche uns als Gegenstand der Be-
wunderung, der Lust und Freude an ihrer naturgetreuen Erscheinung
vor Augen gestellt ist. Zugleich ist aber bei jedem solchen Werke
durch die augenblickliche Haltung des Körpers ein Moment des Lebens,
eine Handlung oder Stimmung, ein Thun oder Leiden des Menschen
zur Anschauung gebracht. Dies wird nun zusammen dadurch erreicht,
dass die Stellung der Körper nach einer einheitlichen Absicht so
motivirt ist, wie sich dies 'im natürlichen, normalen Gebrauche der
Glieder aufs einfachste und zwangloseste ergiebt. Mit Kraft und
Sicherheit, aber ohne unnöthige Anstrengung, sind sie so geordnet,
dass man erkennt, wie sie völlig dem Impulse der Handlung folgen,
zu der sie eben gebraucht werden. Damit erhält zugleich der Um-
riss der Gestalten einen gefälligen, harmonisch in sich abgeschlossenen
Grundzug, der die Schönheit derselben ebenso zur Geltung, wie den
Ausdruck leicht zum Verständniss bringt. An einer Venus, einem
Zeus erhebt sich die hohe Gestalt mit schlanker Grazie vom Boden.
In einem Fechter oder Laokoon geht ein gewaltiger Zug der Be-
wegung nach gewissen Hauptlinien durch die ganze Haltung hindurch.
Es ist ein frisches, volles, leibliches Leben, eins mit sich und seiner
Seele bis zum letzten Hauche, das sich in dieser Einheit der Be-
wegung aller Glieder offenbart. Es erfüllt aufs vollkommenste die
Aufgabe, die Schönheit der Erscheinung des Menschen als erfreuen-
den Eindruck darzustellen, welche Lessing als die eigentliche und im
Grunde alleinige Bestimmung der bildenden Kunst hingestellt haben
will. So war es im klassischen Alterthum, und so ist es noch heute,
wo mit denselben Mitteln des Ausdruckes der Bewegung gewirkt wird.
Die hohe Grazie der Madonnen, die Würde der Heiligen von Raphael
äussert sich in ebenso harmonischen Motiven der Körperbewegung,
wie die der Antiken. Nur in den Tapeten geht auch er etwas über dies
llIass hinaus. Was mit edlem Anstand auf dem Boden dieses Stils