Volltext: Vorträge über Plastik, Mimik und Drama

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Arten von 
Zwei 
Stil 
Regeln für die Kunst des Schauspielers herzuleiten; aber er hat es 
bald aufgegeben. Und indem er sich hierüber am Schlusse des ganzen 
Werkes ausspricht, fügt er einfach hinzu: „wir haben Schauspieler, 
aber keine Schauspielkunst. Wenn es vor Alters eine solche Kunst 
gegeben hat, so haben wir sie nicht mehr; sie ist verloren; sie muss 
ganz von Neuem wieder erfunden werden." Und so steht es im 
Grossen und Ganzen heute noch. 
Ich Will mir nun nicht anmassen, diese Lücke unserer Erkenntniss, 
die Lessing offen gelassen hat, plötzlich auszufüllen. Das würde 
einen zweiten Lessing fordern, der, nachdem jener die Wirkung der 
Kunst auf uns durch unser Auge und Ohr jede für sich an ihren 
Ort gestellt, nun ihrer vereinigten Wirkung auf beiden WVegen Mass 
und Ziel zu setzen verstände. Ich Will mich auf die eine Seite dieser 
Doppelwirkung beschränken und nur über die sichtbare Hälfte des 
Spiels, die Mimik im engeren Sinne, oder den Eindruck, den der 
Schauspieler durch die Bewegungen der Glieder seines Körpers auf 
uns macht, einige Betrachtungen anstellen. 
Um aber mit dieser einseitigen Betrachtung des Gegenstandes doch 
nicht ganz losgerissen von dem Zusammenhange dazustehen, in den 
sie gehört, müssen wir uns zuerst in's Gedächtniss rufen, was wir 
von Lessing in seinem Laokoon über die Grenzen der Malerei und 
Poesie gelernt haben. Ich muss zweitens kurz zusammenfassen, was 
von den verschiedenen Arten des Ausdrucks der Bewegung in der 
Malerei zu sagen ist. Beides vorausgeschickt, werde ich dann zu- 
nächst einfach berichten, was für Arten des sichtbaren Spiels der Be- 
wegungen bei verschiedenen Schauspielern mir als solche erschienen 
sind, in denen sich ein gewisses Gesetz oder eine gewisse Richtung, 
ein gewisser Stil der Mimik erkennen lässt. Ich werde endlich ver- 
suchen zu beurtheilen, was der eine oder der andere Stil leistet, wie er 
sich mit dem zweiten Theile der Schauspielkunst, der Rede des 
Dichters durch den Mund des Schauspielers, verträgt und mit ihr zu 
dem gemeinsamen Zwecke des ganzen Drama, der lebendigen Ver- 
körperung von Charakteren und Schicksalen, zusarnmenwirkt. 
Lessings Grenzbestiminungen über das, was Malerei und Poesie 
ihrer Natur nach, d. h. auf Grund der Mittel, mit denen sie Wirken, 
darstellen können oder nicht, sind bekanntlich in Kürze folgende. Die 
Malerei stellt die Dinge in ruhender Gestalt für das Auge so dar, wie
	        
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