der
K apelle
sixtixlischen
Rom.
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schon in natürlichen Farben ausgeführt, also wie lebendig gegen-
wärtig gedacht, aufrecht stehend, das unten spitze Ende des Zwiekels
unterhalb der Fussplatten der Sitzplätze einnehmen. 4) grosse nackte
Jünglinge, in Naturfarben höchst lebensvoll zur Darstellung gebracht,
welche auf Postamenten über dem Gesimse oberhalb der Zwickel
sitzen und hier mit Anbringung von Decorationen beschäftigt sind.
Sie werden wegen dieser ihrer dienstbaren Thätigkeit als Sklaven
bezeichnet. 5) endlich die Hauptpersonen in jedem Zwickel, ab-
wechselnd Sibyllen und Propheten, Männer und Frauen, alte
und junge, die auf den Sitzplätzen rings über den Wänden des
heiligen Raumes riesig und majestätisch thronen, vornehm, reich ge-
kleidet und ganz in geistige Arbeit vertieft; dazu als untergeordnete
Nebenfiguren, mit ihnen auf den Sitzen untergebracht noch Kinder,
die ihnen wie Diener oder Assistenten beigegeben sind.
1) also in den Ecken der Zwickel neben den Pilastern, mit
welchen je zwei derselben über den Fensternischen zusammenstossen,
sind nackte Kerle in Holz- oder Broncefarbe angebracht und zwar
paarweise symmetrisch, wie architektonische Ornamente, je über einer
Fensternischenöffnung, wo sie zusammenstossen, und sind hier in den
verschränktesten Lagen zusammengehockt (Seite 133. 133). Es ist, als
hätte der Künstler in übermüthigster Laune zeigen wollen, auf wie
mancherlei Art sich das Bild eines Menschen in einem Raume unter-
bringen lässt, welcher seiner Gestalt in allen gewöhnlichen Haltungen
so unangemessen ist, wie so ein überhängendes Dreieck. In dieser
Lage nun müssen sich die Kerle halten, so gut sie können, durch
Anstemmen des Rückens, der Arme und Beine an die das Dreieck
umrahmenden Ränder. Ausserdem thun sie gar nichts und strengen
sich, auch um sich zu halten, nicht besonders an, sondern lassen sich
so bequem wie möglich in der Ecke des Dreiecks einknicken. Es
drückt sich keine Art von Intention oder Streben in ihnen aus. Es
ist, als wüssten sie es eben nicht anders, als dass man auch so in
dieser verzwickten Lage existiren oder vegetiren könne, oder als
wären sie in derselben geboren oder gewachsen, und so ist hier der
primitivste Mensch, wie nur in gleichem Range mit andern Gewächsen,
auch als eine Art von Ornament verwendet, das eine Lücke in der
Decoration des gegebenen heiligen Raumes ausfüllen kann.
Nicht viel höher stehen 2) die karyatidenartigen Kindergestalten,