mit der Antike.
Vergleich
deshalb machen sie den Eindruck gewaltsamer Anstrengung. Wir
würden aber irren, wenn Wir hieraus schliessen wollten, es sei, wenn
im Leben ein Mensch eine solche Stellung einnimmt, dazu auch eine
besonders grosse willkürliche Anstrengung von Muskeln seinerseits
erfordert. Im Gegentheil, wir sehen ja gerade beim Herumwerfen
von Leichen, bei denen doch die Muskeln ganz erschlafft sind und
gar keine Kraft mehr entwickeln, solche Stellungen öfters als an
Lebenden, sodass wir uns denken können, Michelangelo habe auch sie
ursprünglich geradezu aus der Anschauung in der Anatomie entlehnt.
Die Leiche lässt willenlos das alles mit sich machen, was er den
Leibern seiner Menschen zumuthet, während der Lebende mit Hülfe
seiner Muskeln es nicht dazu kommen lässt, sich steifer hält. Gerade
wenn gar keine Kraft von Seiten der Muskeln auf die Knochen Wirkt,
kann es sehr leicht kommen, dass sie in extremen Lagen der Gelenke
sich feststellen, indem die Glieder einfach der Schwere nach so oder
so umfallen oder einknicken, bis es eben nicht mehr weiter geht, und
dann von selbst sich aneinander stemmen oder aneinander hängen,
also in den extrem gebogenen oder gestreckten Lagen zur Ruhe
kommen, ohne dass es zu ihrer Erhaltung der geringsten Anstrengung
bedarf. Darum eben tritt an der Aurora die Schulter in so extremer
Zuspitzung vor, weil sie gar nicht durch Muskeln gehalten, und weil
an ihr der Oberkörper einfach wie an einem Haken aufgehängt ist.
Beim Theseus dagegen tritt die Schulter deshalb nicht ebenso stark
hervor, obgleich er sich auch darauf zurücklehnt, Weil die Muskeln
an ihrer Aussenseite doch auch bei dieser ruhigen Lage gespannt
bleiben. Gerade bei den gewöhnlicheren, gemassigteren Haltungen,
wenn z. B. der ausgestreckte Arm, das auftretende Bein weder ganz
gebogen noch ganz ausgestreckt sind, bedarf es einer Anspannung
der Muskeln, welche die yerschiedenen Knochen gegeneinander ange-
zogen halten, um sie in denselben festzuhalten, um zu verhindern, dass
sie, der Schwere folgend, nach der einen oder anderen Seite vollends
umschlagen. S0 müssen wir gerade bei den allergewöhnlichsten Hal-
tungen und Bewegungen, wie Stehen und Gehen, eine Menge von
Muskeln beständig in Thatigkeit haben.
Zum Bewusstsein kommt uns dies freilich nur dann, wenn wir es
bis zur Ermüdung der Muskeln fortgesetzt haben; dann merken wir,
dass das Stehen ein tüchtiges Stück Arbeit gewesen ist, wenn auch