Verona.
der selbständigen Schule zeugen und auch davon, dass sie gleich den
deutschen Schulen jener Zeit den grossen Fortschritt von der dekorativen
zur selbständigen statuarischen Plastik machte, ja Verona erreicht diesen
sogar schon durch eine bedeutende Statue des I2. Jahrhunderts.
Dieses Werk ist die doppelt lebensgrosse Marmorstatue des hl. Zeno
in der Apsis des südlichen Seitenschiffes von S, Zeno. Sie ist von hervor-
ragendem Interesse als eine der frühesten Statuen mittelalterlicher Kunst,
die hier charakteristisch für das italienische Streben nach Monumentalität
gleich mit dem kolossalen Maassstabe beginnt. Der Heilige sitzt auf
einem Stuhle, der mit zwei Löwenköpfen geschmückt ist, segnet mit der
Rechten und hält in der Linken den Bischofstab. Das archaische Lächeln,
die streng schematische, jedoch ziemlich feine Haarbehandlung, die paral-
lelen Falten, der ganze Typus der Figur deuten auf diese Zeit. Trotz
grosser Befangenheit und des Mangels genügender Durchführung muss
die Statue doch entschieden als eine tüchtige Leistung für das I2. Jahr-
hundert bezeichnet werden.
An diese mächtige Figur schliesst sich eine stattliche Reihe ähnlicher
sitzender Statuen: zunächst die wohl um Mitte des I 3. Jahrhunderts
gefertigte des hl. Petrus, aussen über der Thür der kleinen Kirche
S. Pietro in archivolto neben dem Dome. Drei verwandte Steinfiguren,
die zwar erst dem I4. Jahrhundert angehören, mögen des Zusammenhanges
wegen gleich hier genannt werden, nämlich der lebensgrosse, bemalte
Petrus im Museo civico, ziemlich frei naturalistisch aufgefasst, und die ent-
schieden beste dieser Figuren, der über lebensgrosse Petrus in S. Stephano,
dessen Kopf gut durchgebildet, entschieden Sinn für Wiedergabe einer
bestimmten Individualität erkennen lässt. Erst dem späteren I4. Jahr-
hundert gehört die lebensgrosse Statue eines Heiligen in der Apsis des
Nordschiffes von S. Zeno an.
Das weit schwierigere Problem der freistehenden Figur dagegen
greifen im Anfang des I2. Jahrhunderts die Statuen Christi und der zwölf
Apostel auf, die über dem Zugang zur Krypta von S. Zeno auf den
Chorschranken stehen, Die Form ist hier noch wenig verstanden, die
Haltung meist sehr steif oder auch oft ganz haltlos, wie z. B. Petrus und
der Apostel zur Linken Christi mit bedenklich schlotternden Knieen da-
stehen; ein beachtenswerther Fortschritt liegt dagegen in der Mannig-
faltigkeit der Bewegungen, dem Wechsel der Gewandmotive und den gut
durchgebildeten Köpfen. Etwa gleichzeitig mag die lebensgrosse Stein-
Hgur eines Apostels im Museo civico sein; der in der Linken eine Schrift-
rolle hält; die Figur ist sehr steif, im Kopf derb charakteristisch, aber
ohne feinere Durchführung.