Verona.
stolzer Palast, wie der mit Fresken gezierte bei Ponte nuovo, der jetzt
leider auch abgerissen wird, oder der palazzo Pompeji. Originell gestaltet
sich die Anlage der Stadt ferner durch die ziemlich steilen Anhöhen auf
dem linken Etschufer, die mitunter, wie z. B. bei der hübschen Freitreppe
vor der Kirche S. Siro e Libera, mit Geschick künstlerisch ausgenützt
sind. Steigen wir an diesen Höhen empor, so bietet sich der herrlichste
Ueberblick über die Stadt. Besonders schön gestaltet sich derselbe von
dem berühmten giardino Giusti aus, wo wir von der terrassenartig anstei-
genden Höhe mit ihren reizvollen, schattigen Plätzen, die wie zu stillen,
poesievollen Träumen geschaffen, herabsehen auf das weite Panorama,
im Vhrdergrtinde den Garten mit seinen grossen, düsteren Cypressen und
den anmuthigen Blumenbeeten, zwischen denen die Springbrunnen und
Statuen, ein herrliches, echt italienisches Bild_, das zeigt, wie man hier
die schöne Lage auszunutzen, der Kunst durch die Verbindung mit der
Natur einen erhöhten Reiz zu verleihen wusste.
Durch die eigenartige Lage ist die Stadt etwas eng zusammen-
gedrängt, die italienische Anlage tritt dadurch zuerst weniger klar hervor,
das Verwirrende der kleinen Strassen beim Dom oder in der Gegend von
St. Maria della scala, erinnert an das Gewinkel deutscher Städte mittel-
alterlichen Charakters. Aber nur bei oberflächlicher Betrachtung, wer
einmal die Anlage der Stadt übersieht, erkennt deutlich, wie trotz der
erschwerenden Umstände eine einheitliche Idee festgehalten ist, die Tendenz
der Strassen von West nach Ost, von Nord nach Süd aber nicht im
strengen Schematismus, wie ihn polizeiliche Verordnung herbeiführt, son-
dern als etwas von selbst Gewordenes, mit den vielfachen Modifikationen,
die sich daraus ergeben, die dem Ganzen erst seinen malerischen Reiz,
seine lebendige Wirkung verleihen.
So ist in Folge der Lage bei Verona zur vollen Würdigung seiner
Kunstwerke das Eingehen auf die Seitenstrassen nöthiger als bei anderen
italienischen Städten, besonders auf dem linken Etschufer, wie abgelegen
ist die interessante Kirche S. Giovanni in valle, wie versteckt S. Maria
in organo; besonders malerisch sind hier auch manche Höfe mit Säulen-
hallen, während das Aeussere des heruntergekommenen Hauses wenig zu
versprechen scheint.
Den Charakter der Stadt, die bedeutendsten Kunstwerke derselben
zeigen aber doch auch in Verona die grossen Plätze und Strassen, sie
geben auch hier, wenngleich kein ganz vollständiges, so doch ein volles
Bild der Kunst und Kunstgeschichte der Stadt. Die Piazza Vittorio
Emanuele weist durch das Amphitheater auf Veronas Bedeutung in rö-
mischer Zeit; es ist der Platz, den Reisende jeder Art zuerst besuchen,
der mit seiner ernsten, grossartigen Ruine dem zum ersten Male von
Norden nach Italien Kommenden verkündet, dass es ihm jetzt vergönnt