Kunsthauptstadt Bayerns.
mittelalterliche
Regensburg als
ä
beobachtung, der vollendeten Technik der Zeit, die allerdings namentlich
bei dem Engel der Neigung zum Virtuosenhaften nicht ganz zu wider-
stehen vermag.
Bedeutende Madonnenstatuen haben sich in Regensburg und Um-
gebung aus dem I4. Jahrhundert noch mehrfach erhalten. Aus dem
Anfang des Jahrhunderts eine lebensgrosse Maria an einem Hause
an der Wöhr; in der Linken hält sie das Kind, das eine Taube in
der Hand, in der Rechten trägt sie einen Blumenstrauss. Eine be-
deutende Arbeit nach Mitte des I4. Jahrhunderts ist die grosseStein-
madonna in der Schottenkirche, die in der Linken einen Blumenstrauss
hält und rechts das Kind, das in der Linken einen Apfel, mit der Rechten
origineller Weise nach seinem rechten Füsschen greift; der Körper ist
hier schon verhältnissmässig gut verstanden, beachtenswerth aber besonders
der Versuch, die Gestalt und auch die Züge des Gesichtes zu beleben.
Grossartig ernst ist die Madonna aus dem I4. Jahrhundert auf dem Hoch-
altar der nahen Wallfahrtskirche Maria Ort, hier hält Maria eine Traube
in der Linken und das Kind in der Rechten. Eine interessante Figur um
1400 ist die Madonna im Chor von Niedermünster, wo das Kind mit
der Rechten nach der Krone seiner Mutter greift, in der Linken eine
Blume hält.
Die grosse Verschiedenheit dieser Madonnen, zumal in den so mannig-
faltigen, liebenswürdigen und naiven Genre-Motiven, durch die das Kind
belebt wird, erscheint besonders erfreulich; man sieht, die Künstler arbeiten
unter Anregung der Natur, der sie freilich oft noch mit recht befangenem
Auge gegenüber stehen; sie erfinden frei und dadurch ist jede der Ma-
donnen in Charakter und Motiven selbständig und wird das Bild der
Schule ein äusserst reiches.
iHäuhg kommen natürlich die Statuen einzelner, männlicher Heiliger
vor, ich möchte nur beispielsweise auf den hübschen Christophorus in der
Vorhalle von St. Emmeram und etwa auf den Jakobus in der Schotten-
kirche, beide aus dem I4. Jahrhundert, hinweisen. Das Interessanteste
aber sind die beiden, wohl bald nach der Mitte des I4. Jahrhunderts ent-
Standenen prächtigen Reiterstatuen im Innern des Domes auf der West-
seite, die auf originellen, durch je zwei menschliche Figuren getragenen
Consolen stehen. Die ritterlichen Heiligen sitzen so fest, zugleich aber
auch so flott in ihren Sätteln, bewegen sich, namentlich St. Martin, der
sich eben zurückwendet, um seinen Mantel zu theilen, so frei, dass man
deutlich sieht, wie der Künstler draussen jeden Reiter genau beobachtet
hat, um hier recht lebendig gestalten zu können; auch die Pferde be-
stätigen dies besonders durch die verschiedene Stellung beider. Das Ross
des hl. Dionys trabt ruhig seines Wegs, während St. Martin seines eben
zum Stehen anhält, damit er dem Bettler, zu dem der Künstler seine