Bayerns.
Kunsthauptstadt
mittelalterliche
Regensburg als
hunderts kam der Brauch auf, das Haus durch eine Steinfigur oder ein
Relief religiösen Inhaltes zu schmücken. Auch an anderen Orten, die
eine bedeutende Steinplastik besassen, haben sich derartige Figuren als
bezeichnende Denkmale der Kunstpflege durchs Haus erhalten; aber sehr
häufig sind, wie z. B. in Straubing, diese Figuren aus Kirchen oder Ka-
pellen erst später an dem Hause eingesetzt worden. Natürlich wurden
auch in Regensburg zuweilen derartige Skulpturen, die früher ander-
weitigen Zwecken gedient, später an den Häusern oder z. B. auch an
dem Brückenthurme angebracht; aber die Mehrzahl derselben wurde hier
doch, wie in Nürnberg, für den Platz geschaffen, an dem sie sich heute
noch befinden, und sie sind uns besonders werth, weil gerade sie erzählen
vom Einzug der Kunst ins deutsche Haus; dies, sowie der Umstand, dass
diese Kunstwerke im Privatbesitz so leicht verschwinden, mag eine kurze
Erwähnung derselben rechtfertigen.
Die älteste Steinskulptur der Art, wahrscheinlich aus der 2. Hälfte
des I3. Jahrhunderts, findet sich an dem Hause Glockenstrasse B 27.
Es ist ein männlicher Kopf mit Vollbart, über dem eine Hand mit einer
Schale angebracht ist; die Darstellung wird durch die Beischrift xJohan
Baptisttt erklärt. Dem Ende des I4. Jahrhunderts wird die Madonna an
dem Hause E 174 (gegenüber dem krünen Kranz) angehören; auf dem
Schoosse der Maria sitzt, mit einem langen Hemdchen bekleidet, das Kind,
das in der Linken einen Vogel hält. Um I400 ist die Pieta an einem
Hause an der Wörth anzusetzen; aus dem I5. Jahrhundert stammt die
dreiviertel-lebensgrosse Madonna am Steinweg N0. 3, aus der zweiten
Hälfte dieses Jahrhunderts aber die Madonna an der Emmeramsapotheke
und die besonders schöne am Eckhaus der Strasse beim Goliath und des
Kohlenmarktes. Von 1464 datirt ist das interessante Steinrelief der Ma-
donna mit dem Kinde in der Mandorla (G 54), von 1478 das hübsche
Relief der Anbetung der Könige am Eckhaus der Bärengasse und Pfauen-
strasse. Erst in den Anfang des I6. Jahrhunderts gehören die Madonna
an dem Hause G 40 und die stilistisch sehr charakteristische Statue des
Salvator mundi am Steinweg N0. 28.
In diesem Zusammenhang der KunstpHege durch die Bürger mag
auch der beiden reich mit Relief gezierten Steinsäulen, die jetzt in den
Anlagen um die Stadt aufgestellt sind, gedacht werden; die ältere (14. Jahrh.),
die sogenannte Predigtsäule, zeigt in Reliefs in fünf Etagen die äusserst
naiven Darstellungen: Adam und Eva, die Verkündigung, die Auferstehung
Christi, Christus in der Vorhalle und das jüngste Gericht; die zweite,
1459 durch den Bürger Krugel errichtete, stellt Christus und die zwölf
Apostel dar, die Kreuztragung, Kreuzigung, Auferstehung und Christus
als Weltenrichter.
Natürlich steht diese Plastik an den Wohnhäusern Regensburgs an