Kunsthaupfstadt Bayerns.
mittelalterliche
Regensburg als
Aber nicht nur im Grundriss und in den Dimensionen, sondern auch im
Detail ist der Regensburger Dom ein Denkmal echt bayerischer Kunst.
Die reiche Plastik namentlich am Aeussern, an den Friesen, Wasserspeiern,
Consolen und so weiter entspricht in ihrer Phantastik, dem grotesken
Ornament, den Thier- und Menschengestalten ganz der phantasievollen
Art des Volkes und erinnert zunächst an die Schottenkirche in Regens-
burg, weiter aber auch an die gesammte romanische Plastik in Bayern.
Ich wies oben auf die breiteren Wurzeln hin, welche die Kunst jetzt
zunächst in dem Bürgerthume der künstlerischen Hauptstadt des Landes
zu schlagen begann. Zeugniss dessen ist zunächst das Rathhaus mit seinen
stattlichen, gothischen Fenstern, dem hübschen Erker und dem Portale,
von dem die beiden wehrbaren Männer auf den Eintretenden herabsehen.
Dieser ältere Theil des Rathhauses gehört im Wesentlichen der ersten
Hälfte des I4. Jahrhunderts an, und das Vorkommen gleicher Steinmetz-
zeichen, wie am Dom, bekundet schon äusserlich den Zusammenhang
beider Bauwerke. Wenn wir durch das erwähnte Portal gehen, führt
eine schöne, gothische Stiege in den ersten Stock des Hauses, der so
reich an geschichtlichen Erinnerungen, der manches Stück trefflicher
Kunstübung aus späterer Zeit bewahrt, in dem uns aber in diesem Zu-
sammenhänge vor Allem die merkwürdigen Teppiche aus dem I4. und
I5. Jahrhundert fesseln, und im churfürstlichen Deputations-Nebenzimmer
der hochinteressante Kronleuchter, ein kunstgewerbliches Prachtstück des
I4. Jahrhunderts, in dessen Mitte Maria steht, während auf den Armen
Jäger, Hirsche und Ungeheuer angebracht sind. Diese Werke erinnern
uns, wie jetzt die Kunst allmählich einzieht im Hause, was im I5. Jahr-
hundert eine so bedeutende Steigerung erfuhr und mit dem Schluss des-
selben und dem Beginn des I6. Jahrhunderts zur ersten Blüthe der Kunst
des deutschen Hauses führte.
Mehr noch als das Rathhaus aber weist auf die wachsende Theil-
nahme der Bürger an der Kunst die Reihe von Häusern des I3. und
I4. Jahrhunderts, die künstlerische Zier besitzen. Auch diese Häuser
sind zwar gewiss keine einheitlichen Kunstwerke, aber sie zeugen besonders
durch ihre Mannigfaltigkeit von dem Beginn einer selbständigen Kunst des
deutschen Hauses, und schon dadurch erscheinen sie als besonders werth-
volle, eigenartig anziehende Kunst- und Kulturdenkmale. Der ernste,
wehrhafte Charakter dieser stattlichen Bürgerhäuser mit ihren mächtigen
Thürmen, von denen der sogenannte goldene Thurm nach den Dom-
thürmen sogar der höchste Thurm Regensburgs, hat namentlich bei den
bedeutenderen dieser Gebäude, wie vor Allem bei dem prächtigen Hause
zum Goliath, etwas entschieden Imposantes 1) und lässt sie als merkwür-
1) Eines der interessantesten dieser Häuser z. B. Kepplerstrasse D x06, dann D 103
(Wirthshaus zum blauen Hecht), besonders beachtenswerth die durch Pfeiler in zwei Schiffe