mittelalterliche Kunsthauptstadt Bayerns. 41
Regensburg als
Aber diese Anregungen wurden nicht minder selbständig verwerthet, als
einst jene der italienischen oder auch der schwäbischen Kunst, und so
gewann der Bau seinen eigenartigen Charakter, der in der lokalen Kunst-
entwicklung gründet, diese selbst aber durch das Verarbeiten fremder
Einflüsse zu höherer Bedeutung erhebt.
Auf der lokalen Kunstübung fusst schon der Grundriss, die Anlage
des Domes, und zwar erscheint die einfachere Form, die dadurch herbei-
geführt wird, um so bezeichnender, als die Künstler sonst offenbar Vor-
bilder sehr reich entwickelter Gothik vor Augen hatten. Die Anlage des
Regensburger Domes befolgt das in Bayern seit dem romanischen Stil
festgehaltene Schema, dass die drei Schiffe im Osten mit drei Chornischen
schliessen, deren mittlere hier, um die Chorwirkung zu steigern, um ein
Joch weiter östlich gerückt wird, als die der Seitenschiffe. Das Quer-
schiff, das ein reicher frühgothischer Dom doch nicht wohl entbehren
konnte, ist zwar vorhanden, aber weil der bayerischen Anlage fremd 1),
wird es nicht ganz ausgebildet, es tritt nicht über die Flucht der Seiten-
schiffe heraus. Vor Allem hängen mit dem lokalen Charakter der Archi-
tektur auch die Verhältnisse von Höhe und Breite zusammen, die der
Wirkung des Innern des Domes so sehr zu statten kommen; das Streben
nach Weiträumigkeit, das schon für die ältesten Bauten Regensburgs
charakteristisch, erlangt hier hohe, künstlerische Bedeutung. Das Streben
nach einem schönen, weiten Raum zeigt sich überhaupt als charakteristi-
sches Merkmal der bedeutendsten gothischen Kirchen im südlichsten
Deutschland, besonders in der Donaugegend, so bei St. Stephan in Wien,
ehedem bei dem Dom zu Passau, dem Münster zu Ulm, dann auch bei
dem zu Strassburg; in entschiedenem Gegensatze steht es zu jener Ab-
sicht, die Wirkung des Baues auf eine möglichst gesteigerte Höhenwirkung
zu stellen, wie dies vor Allem die nordfranzösische Gothik und die in
nächster Fühlung mit ihr stehende deutsche Gothik, wie 2. B. der Kölner
Dom, erkennen lassen. Gerade der weite, freie Raum, besonders auch
durch die stattliche Breite der Seitenschiffe, die maassvolle Höhe, verbunden
mit der klaren, streng organischen Gliederung der Pfeiler und Gewölbe,
der einfachen, aber wirkungsvollen Behandlung der Hochwand des Mittel-
schiffes begründen den hohen, eigenartigen Reiz des Innern des Regens-
burger Domes, lassen uns hier, wie in wenigen gothischen Kathedralen,
die Poesie des Raumes fühlen, verleihen dem Ganzen einen edlen und
auch kraftvollen Charakter, der zwar nicht die äussersten Feinheiten und
Consequenzen des Stiles besitzt, aber auch frei von den Schwächen ist,
die gerade allzu consequent ausgeführten gothischen Bauten anhaften.
Bayern nur ausnahmsweise und zwar in westlicher Anlage
in östlicher unter dem schwäbischer Kunst vor.
1) Das Querschiff kommt in
unter dem Einfluss altchristlicher,