Regensburg
Kunsthauptstadt Bayerns.
mittelalterliche
die schönen, grossen Verhältnisse, bei der Dominikanerkirche namentlich
auch durch die Beleuchtung mittels des stattlichen Westfensters.
Im entschiedenen Gegensatz zu diesen beiden Bettelorden-Kirchen
strebt der Dom als Hauptkirche eines mächtigen Sprengels, als das be-
deutendste Kunstwerk der stolzen Reichsstadt, gerade die reichen, glän-
zenden Effekte des gothischen Stiles zu verwerthen und ist so recht ein
Werk bayerischer Kunst, als deren bedeutendste architektonische Leistung
im Mittelalter er bezeichnet werden muss.
Am Vorabend des Georgstages 1275 wurde durch Bischof Leo den
Thundorfer der Grundstein zum Neubau des Domes gelegt und im
13. Jahrhundert wohl die Chorpartie ausgeführt, deren älteste Theile sich
im Chor des südlichen Seitenschiffes finden; von 1309 ab blieb der Bau
durch fünfzehn Jahre liegen, wurde dann aber bis in den Beginn des
I5. Jahrhunderts fortgeführt. Dieser Zeit gehört das Lang- und Querhaus
auch zumeist deren Ausstattung an, sowie auch die Anlage und der Be-
ginn der Ausführung der Westfagade, während deren weitere Durchführung
aus der dritten Bauperiode im 15. Jahrhundert, einzelne Details der West-
fagade erst aus dem 16., einige Skulpturen sogar erst aus dem 17. Jahr-
hundert stammen. 1834-1838 wurde der Dorn restaurirt, 1859-1869
durch Denziger vollendet, indem die Thürme und der Giebel des südlichen
Querschiffes ausgebaut wurden.
Um die Geschichte des Dombaues gruppirt sich die kunstgeschicht-
liche Entwicklung der Stadt; ihre einzelnen Epochen werden durch jene
begründet und die grosse Blüthe der Regensburger Skulptur zeigt sich
mit am bedeutendsten in der plastischen Ausschmückung des Domes.
Auch der Einfluss der Regensburger Architektur auf die Umgegend ging
in erster Linie vom Dombau aus: so entstand 2. 15., wohl von der Regens-
burger Bauhütte ausgeführt, im 14. Jahrhundert die Kirche zu Nabburg,
deren Pfarre zum Regensburger Domkapitel gehörte, als einer der be-
deutendsten und harmonischsten gothischen Bauten in Bayern; der Einfluss
des Domes auf Amberg und andere Orte war von entschiedener Bedeutung.
Besonders interessant aber erscheint der auf den Ostbau von St. Lorenz
in Nürnberg.
Ich bezeichnete den Regensburger Dom als den bedeutendsten Aus-
spruch bayerischen Wesens in der kirchlichen Baukunst des Mittelalters.
Dass er dieses grosse Ziel erreicht, war nur dadurch möglich, dass der
oder richtiger gesagt die Meister, welche den Entwurf und die Ausführung
des Werkes bestimmten, über die lokale Schule hinausgriffen, die grossen
internationalen Fortschritte der Baukunst jener Zeit sich zu Nutzen machten,
dass sie Werke der französischen Architektur, die damals an der Spitze
der baulichen Entwicklung stand und wohl auch der in den westlichen
Gegenden schon so bedeutsam erblühenden deutschen Gothik studirten.