Kunsthauptstadt Bayerns.
mittelalterliche
als
Regensburg
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die mehr volksthümliche Verwerthung der Baukunst hier die Hauskapellen,
von denen sich wenigstens von einer der Kreuzkapelle im Bau-n Reste
aus dieser Zeit erhalten haben, und die ältesten Reste der Privatarchitektui"
Regensburgs zeugen; es sind dies die Fenster an der Ost- und Südseite
des alten Salzburgerhofes G. 59, ein schmales Giebelhaus mit einem
Fenster mit zwei Theilungssäulchen, gegenüber dem Salzburgerhof in der
kleinen Gasse, die zum Frauenbergl führt, der schöne romanische Thor-
bogen am Gasthaus zur Post und schliesslich auch der sogenannte Heiden-
thurm 1); schon dadurch, dass sich so äusserst selten derartige Reste er-
halten haben, beanspruchen sie in hervorragendem Grade das Interesse
des Forschers.
Das hervorragendste und charakteristischste Denkmal der Kunst des
12. Jahrhunderts ist in Regensburg die Schottenkirche St. Jakob, die auch
auf die Umgegend der Stadt von EinHuss war, wie Chammünster und
Perschen deutlich zeigen; ja auch St. Jakob in Würzburg hängt auf das
Engste mit ihr zusammen. Der östliche Theil der Schottenkirche, der
Chor der Mönche, eine schlichte Pfeilerbasilika, geht auf einen Bau von
IIII bis 1120 zurück; der westliche Theil, das reich dekorirte Schiff und
damit zusammenhängend auch das grossartige Nordportal, wurde im
Wesentlichen in der Zeit von II 50 bis 1184 ausgeführt. Durch seine in Bayern
einzige Anlage als Säulenbasilika deutet dieser Theil des Baues auf
"shwäbische Einflüsse, auf die Hirsauer Bauschule, die ja damals allent-
halben in und um Regensburg thätig war. Die westliche Emporenanlage
in St. Jakob erinnert an die westlichen Querschiffe von St. Emmeram
und Obermünster; sie kann aber auch durch die verwandten Emporen
cluniacensischer Kirchen, wie schon in Speyer, Limburg etc. angeregt
sein; das Nordportal legt die Einflüsse französischer oder wahrscheinlicher
noch lombardischer Bauten nahe. Der Charakter des ganzen Baues aber
ist ein einheitlicher und eigenartiger; er Endet seine Erklärung in der
Kunst des Landes, dem er angehört und dessen Charakter die entwickel-
tere und damit mehr der Individualität fähige Baukunst des I2. Jahr-
hunderts, hier besonders der zweiten Hälfte desselben einen bestimmteren,
schärferen Ausdruck geben kann, als jene noch so schlichte des elften.
Die Schottenkirche ist ein echt bayerischer Bau, sie hat die in Bayern
übliche Anlage von drei gleichlangen Schiffen ohne Querschiff, die im
Osten mit drei Apsiden schliessen; ihre Dekoration steht im entschie-
densten Gegensatze zur schwäbischen, auch vielfach zu der der lombar-
dischen und französischen Kirchen, und zwar ebenso in dem regellosen,
phantastischen Ornament der Basen und Kapitale im Innern, wie aussen
1) Das Haus zum Goliath,
wie alle anderen gothisch.
Riehl, Kunstcharaktere.
das Otte,
667:
Romanische Baukunst p.
erwähnt, ist ebenso
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