mittelalterliche
Regensburg als
Kunsthauptstadt
Bayerns.
Leonhardskirche in Regensburg mag mit diesem Bau in Zusammenhang
gebracht werden, und die Möglichkeit wenigstens ist vorhanden, dass er
die Anlage der nach 1143 erbauten, bedeutenden Kirche von Walderbach
in der Oberpfalz beeinflusste.
Im Gegensatz hierzu ist die 1109-1119 ausgeführte, von Otto von
Bamberg begründete und mit Mönchen aus Hirsau besetzte Kirche des
Klosters Prüfening eine halbe Stunde westlich von Regensburg, die das
einfache Schema besitzt, das den meisten Kirchen dieser Kongregation
eigen, von grösstem Einfluss auf die Entwicklung der Baukunst der ganzen
Umgegend. Mit ihr steht zunächt in Zusammenhang die 1125-1133
erbaute Kirche des Klosters Biburg, ferner die von Münchsmünster an
der Donau, die einst ein sehr bedeutendes Portal, das wichtigste Seiten-
stück desjenigen von St. Jakob in Regensburg, besass 1). Um diese be-
deutenden Klosterkirchen gruppiren sich dann die im I2. und im Beginne
des 13. Jahrhunderts entstandenen Dorfkirchen von Pfoering, Tollbath,
hVeissendorf, 'Ainau, Goecking, Klein- und Gross-Mehring, Manching,
Niederstimm und Oberndorf. Wie hier das Donauthal hinauf nach Westen,
so lässt sich auch nach den anderen Himmelsrichtungen der mächtige
Einfluss dieses Aufschwunges der Regensburger Baukunst durch das ganze
Land verfolgen.
Aber nicht nur durch das volksthümliche Verbreiten, das so grund-
legend für die Hebung der ganzen Kultur, zeigt die Baukunst des 12. Jahr-
hunderts einen grossen Fortschritt gegenüber der des elften, sondern vor
Allem auch dadurch, dass sie gegenüber jenen schlichten Bauten eine
reichere, künstlerische Durchbildung des Innern, dann auch des Aeusseren
erstrebt. Die bayerische Baukunst hat zumal in der Dekoration vielfach
Bedeutendes und Originelles geleistet, und glücklicherweise blieb der
wichtigste Zeuge dieser Bestrebungen in Regensburg selbst, die Kirche
von St. Jakob gut erhalten, während bei den meisten der Kirchen ausser-
halb der Stadt wie Prül, Prüfening, Biburg, Münchsmünster nur spärliche
Reste der ehedem reichen Dekoration erhalten sind, von deren Fülle und
Originalität an den bayerischen Bauten dieser Zeit vor Allem die hoch-
interessante Sammlung romanischer Skulpturen und architektonischer
Fragmente im ersten Saale des bayerischen National-Museums zeugt.
Auch in Regensburg selbst zeigt sich schon seit dem Anfang des
12. Jahrhunderts, zunächst im Zusammenhang mit der Kirche von Prüfe-
ning, jener Umschwung der Baukunst durch den Umbau der alten Kapelle
und den nach 1152 ausgeführten Neubau von Niedermünster, während für
1) Abbildung desselben bei Anton Nagel: Notitiae origines domus boicae. Das Portal,
jetzt am Kirchhofe-in Landshut eingemauert, die sonst noch erhaltenen Details, die zumeist
aus dem Anfang. des I 3. Jahrhunderts llerrühren, wurden in neuester Zeit von dem bayerischen-l
National-Museum erworben.