Volltext: Deutsche und italienische Kunstcharaktere

Regensburg als mittelalterliche Kunsthauptstadt 
ee 
Bayerns. 
ein origineller Centralbau, der 
(1 I 55-1 164) errichtet wurde. 
als 
Grabkirche 
Bischof 
Hartwichs 
Mit dem Beginne des I2. Jahrhunderts greift in das Kunstleben 
Regensburgs ein bedeutsamer, neuer Faktor ein, die Bauthätigkeit der 
Hirsauer Kongregation. Auch sie fasste hier zwar durch einen Bischof 
Fuss, nämlich durch Otto den Heiligen von Bamberg, der in Regensburg 
diese Reform des Benediktinerordens so erfolgreich einführen konnte, 
wegen der grossen Besitzungen, die Bamberg hier und in der Umgegend 
durch die Schenkungen Heinrichs II. hatte; aber obgleich diese Reforn1- 
bewegung, die übrigens in Regensburg auch noch dadurch leicht Eingang 
fand, dass Hirsaus grosser Reformator Wilhelm der Selige aus Regens- 
burg kam, zuerst durch einen Bischof eingeführt wurde, obgleich die 
Förderung der Kunst durch den bischöflichen Hof auch weiterhin eine 
hohe Bedeutung behielt, so tritt die Kunstübung des I2. Jahrhunderts, an 
deren Spitze hier die der Hirsauer Kongregation steht, doch in einen be- 
Wussten, die Entwicklung fördernden Gegensatz zu jener höfischen Kunst 
des II. Jahrhunderts. 
Die Hirsauer suchen gerade in der Einwirkung auf das Volk ihre 
Macht, sie bauen überall im Lande möglichst stattliche Kirchen, und 
dadurch wird auch die Wirkung ihrer Kunst eine mehr volksthümliche, 
erstreckt sich nicht mehr bloss auf einzelne hervorragende Gebäude, 
sondern lässt sich in der ganzen Umgegend der stattlichen Klosterkirche 
bis herab zu den kleinsten Dorfkirchen verfolgen, und so finden wir jetzt 
auch den Einfluss der Regensburger Bauthätigkeit in dem ganzen bayeri- 
schen Donauthal und noch weit in die Seitenthäler hinein, 
Charakteristischer Weise sind die ersten, maassgebenden Denkmale 
dieses durch einen Orden herbeigeführten künstlerischen Umschwunges, 
der in einem gewissen Gegensatz zu der von den Residenzen ausgehenden 
Kunstptlege steht, nicht in Regensburg selbst, sondern vor den Mauern 
der Stadt, nämlich die Kirchen von Prül und Prüfening; mit ihnen treten 
hier die geistlichen Orden an die Spitze des künstlerischen Lebens, und 
sie behaupten diesen Vorrang bis gegen den Schluss des I3. Jahrhunderts. 
Das von 1105 bis IIIO ausgeführte Schiff der Kirche zu Prül, eine 
halbe Stunde südlich von Regensburg, das durch die hallenartige Anlage, 
das heisst die gleiche Höhe der drei mit Kreuzgewölben gedeckten Schiffe, 
als eine sehr bedeutende technische Leistung dieser Zeit erscheint, ist das 
älteste dieser Werke, das aber gerade in Folge des Umstandes, dass der 
Bau über die Ansprüche und Mittel der gewöhnlichen Kirchen weit hinaus- 
greift, nur von sehr geringem Einfluss auf die Umgebung gewesen zu 
sein scheint; höchstens die etwa um Mitte des I3. Jahrhunderts entstandene
	        
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