Kunsthauplstadt Bayerns.
mittelalterliche
Regensburg als
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sofern selbständig, als er Alles in den Stil seiner Zeit übersetzt, dessen
Charakter so sehr von dem der karolingischen Kunst verschieden.
Das wahrscheinlich in Niedermünster geschriebene Evangeliar da-
gegen, mit dem nach Leitschuhs Ausführungen die eben daher stammende
Ordensregel des hl. Benedikt in Bamberg zusammenhängen könnte und
dem auch das dem codex aureus vorgebundene Blatt mit dem Abt Ram-
wold nahe steht, zeigt zwar gleichfalls einzelne Nachklänge karolingischer
Kunst, Weit mehr aber bestimmt den Charakter des Werkes ein sehr
deutlicher Einfluss byzantinischer Kunst. Auf ihn weisen das Ornament,
die häufigen griechischen Inschriften, die Tracht des Priesters auf der
Messe des hl. Erhard, auf ihn vor Allem die dogmatischen Darstellungen,
wie z. B. die der Kreuzigung. Nicht wie in dem Missale wird hier der
Tod Christi am Kreuze im Beisein von Johannes und Maria dargestellt,
sondern Christus, der König und hohe Priester steht am Kreuz, und die
allegorischen Gestalten daneben sagen uns, dass er den Tod überwindet,
dem Leben den Sieg gewinnt.
Dass bis vor Kurzem in der Miniaturmalerei der byzantinische Ein-
iluss oft überschätzt wurde, wird man jetzt gewiss gern zugestehen; dass
aber der Zusammenhang mit der orientalischen Kunst, die eben den V or-
zug des Festhaltens an der antiken Ueberlieferung und damit eine sichere
Tradition für sich hatte, für die Entwicklung der deutschen Kunst während
der ersten Hälfte des Mittelalters ein sehr bedeutender Faktor war, ist
auch sicher. Dass uns gerade in Regensburg der byzantinische Einfluss
besonders greifbar entgegentritt, ist leicht begreiflich, da dieses damals
die östlichste bedeutende Kunststadt des deutschen Reiches, noch dazu
der Ausgangspunkt für den Verkehr mit Byzanz war.
Sehr deutlich zeigt den Einfluss byzantinischer Kunst der 975 auf
Anordnung des Abtes Ramwold von St. Emmeram, am wahrscheinlichsten
doch in Regensburg gefertigte Deckel des codex aureus Karls des Kahlen
und der werthvolle, wohl gleichfalls in Regensburg unter der Regierung
Heinrichs II. entstandene Einband jenes Evangeliars der Uota. In Folge
des Vergleiches der Ornamente mit denen der Miniaturen halte ich es
nicht für nöthig, eine Entstehung dieser Arbeiten ausserhalb Deutschlands
anzunehmen oder im codex aureus die Arbeit eines jener byzantinischen
Künstler zu sehen, die Theophanu aus Byzanz mitbrachte 1), sondern
glaube sowohl in Folge des Charakters der Reliefs und Ornamente im
Vergleiche mit den Miniaturen, als auch wegen der Bestellung der Arbeit
durch Abt Ramwold, dass wir hier Werke von Regensburger Meistern
haben, die aber sehr starken byzantinischen Einfluss zeigen, Weil sie an
den Werken der byzantinischen Kleinkunst gelernt, die ja in den Schätzen
Diese Ansicht bei Jakob Falke
Kunstgewerbe p.
Das deutsche