Volltext: Deutsche und italienische Kunstcharaktere

Regensburg als mittelalterliche Kunsthauptstadt Bayerns. 
lichen deutschen Grossstadt ist dieses Stadtviertel, das als bedeutendere 
gerade Strassen nur die Bachgasse und die Wahlengasse durchschneiden, 
von höchstem Interesse, und eine sorgfältige Aufnahme des Ganzen er- 
scheint um so wünschenswerther, als ja gerade hier jeden Augenblick die 
durchgreifendsten Änderungen stattfinden können. Man muss durch alle 
die kleinen Durchgänge, durch die Höfe gehen, die alten Gewölbe im 
Untergeschoss der Häuser, die alten Treppen, Hauskapellen und Zimmer 
besuchen, um den ganzen Reiz dieses Viertels kennen zu lernen, und 
ähnlich verhält es sich mit den Gassen und Gässchen an der Donau, 
die. zuweilen so eng, dass zwei Menschen einander kaum ausweichen 
können, und dazu kommen dann noch viele Reste mittelalterlicher Bau- 
kunst, die sich da und dort in den neueren Strassen erhalten haben. 
Ein einheitlicher Gang durch Regensburg ist nicht geeignet, ein 
volles Bild der eigenartigen Kunstblüthe der Stadt zu geben; ihr Studium 
fordert vor Allem sorgfältiges Eingehen auf das Detail, und erst wenn 
wir sie dadurch kennen gelernt, gewinnen wir ein einheitliches Bild ihrer 
Entwicklung und ihres Charakters, ein volles Verständniss jenes Gesammt- 
bildes, das der Blick auf die Stadt von den nördlich gelegen Höhen aus 
vor uns entrollt. 
Die Zeit Heinrichs II., in der uns zuerst die Denkmale ein volles 
Bild des Kunstlebens der Stadt bieten, charakterisiren vor Allem die 
stattlichen Kirchen von St. Emmeram (1002 und 1020) und Obermünster 
(1010 und 1020), die mit specieller Unterstützung des Kaisers ausgeführt 
wurden. 
Diese Kirchen sind so einfach wie möglich; das architektonische 
Detail beschränkt sich auf das Nothwendigste; sie zeigen, wie die deutsche 
Baukunst in der ersten Phase ihrer selbständigen Entwicklung einfach 
einen grossen Raum für den Gottesdienst schuf, wie der Gedanke eigentlich 
künstlerischer Durchbildung des hier gegebenen Grundbaues erst im 
folgenden Jahrhundert reifte. Trotz aller Einfachheit jedoch erzählen 
diese Gebäude von der wichtigen kunstgeschichtlichen Stellung Regens- 
burgs im Beginn des II. Jahrhunderts, denn ihre Anlage weist uns auf 
die Anregungen, welche die neu erwachende deutsche Kunst von der 
italienischen empfing. zeigt uns andererseits durch den Einfluss, den sie 
auf den Dom zu Bamberg übte, wie die Regensburger Kunst befruchtend 
auf weite Kreise wirkte. 
Das westliche Querschiff, das diesen Kirchen eigenthümlich, geht 
wohl sicher auf italienische Vorbilder, und zwar hier wohl speciell auf die 
alte Petersbasilika in Rom zurück, wahrscheinlich zwar nicht direkt,
	        
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