Regensburg als mittelalterliche
Bayerns.
Kunsthauptstadt
kannten, nicht minder die Karolinger, die Regensburg zum östlichen Stütz-
punkt ihrer Macht wählten, womit auf das Innigste zusammenhängt, dass
es mit der Ausbildung der Stammesherzogthümer in der zweiten Hälfte
des IO. Jahrhunderts die Hauptstadt des bayerischen Herzogthums wurde.
Nicht minder aber erinnert der Strom an den im Mittelalter hoch-
bedeutenden Handel der Stadt, der auch für die künstlerische Entwick-
lung derselben von grösster Wichtigkeit. Als Emporium des Donauhandels,
als Mündung der italienischen Strassen war Regensburg befähigt, die
Anregungen byzantinischer und italienischer Kunst ebenso wie die ver-
schiedener deutscher Gaue aufzugreifen und selbständig zu verwerthen,
dadurch die Entwicklung der bayerischen Kunst in Zusammenhang mit
der des übrigen Deutschlands und des Auslandes zu bringen; die baye-
rische Kunst wird dadurch über die rein lokale Bedeutung erhoben: sie
wird zum wichtigen Glied in der Geschichte der deutschen Kunst.
Gehen wir über die Donaubrücke, die 1135 unter Heinrich dem
Stolzen begonnen, 1146 vollendet wurde, so zeigt sich Regensburg vor
Allem als die thurmreiche Stadt. Das ist nun ein den deutschen Städten, be-
sonders denen, die ein gutes Stück Mittelalter bewahrt, häufig eigener Zug,
und Regensburgs Thürme sind sogar, abgesehen von den erst in moderner
Zeit vollendeten Domthürmen, keine grossen künstlerischen Leistungen,
wodurch dieser Zug im Charakter der Stadt hier aber eine ganz eigene
Bedeutung gewinnt; das ist die Mannigfaltigkeit, die verschiedenartige
Bestimmung der Thürme.
Die Stadt beherrscht der Dom mit seinen beiden prächtigen Thürmen;
er weist darauf hin, dass Regensburg Bischofssitz, die Hauptstadt eines
mächtigen Sprengels, was namentlich für seine Kunstentwicklung in der
ersten Hälfte des Mittelalters von grösster Bedeutung. An die in jener
Zeit ganz Bayern in maassgebender Weise voranschreitende künstlerische
Entwicklung Regensburgs erinnern vor Allem die Thürme der Kloster-
kirchen Obermünster, St. Emmeram, Niedermünster und St. Jakob.
Gleich links neben dem Dom aber sehen wir den sogenannten
Heidenthurm, einen merkwürdigen Rest profaner Baukunst des 12. Jahr-
hunderts, und rechts vom Dorn den Thurm des Rathhauses, den goldnen
Thurm und noch eine ganze Reihe burgartiger Thürme am Watmarkt,
in der Kepplerstrasse u. s. w., die zu den interessantesten Resten profaner
Baukunst des I 3. und I4. Jahrhunderts gehören und erzählen, wie in
Regensburg neben dem Herzog und Bischof ein kräftiges Bürgerthum
blühte, die an die freie Reichsstadt erinnern, an deren Wehrkraft uns
links am Ende des Bildes der Thurm des Ostenthores mahnt und der
Brückenthurm, durch den wir_ die Stadt betreten.
So sehen wir schon durch den ersten Blick auf das mittelalterliche
Regensburg, wie die Stadt die verschiedensten Interessen in sich vereint