wälie moderne Grossstadt mit ihren ausgedehnten, meist wenig
'14 35 erfreulichen Vororten besitzt in der Regel keine charakteristi-
Nä sche Physiognomie, bietet kein einheitliches, geschlossenes
Cmäßw {ä Gesammtbild; wohl aber die mittelalterliche Grossstadt,
bei der das Bild, durch die Mauern mit ihren Thürmen und Thoren be-
grenzt, seine individuellen Züge durch einzelne die gewöhnlichen Häuser
überragende Hauptgebäude erhielt, die von der eigenartigen Be-
deutung der Stadt Kunde gaben, meist ein gutes Stück ihrer Geschichte
erzählen.
So viel unsere Städtebilder durch das Abtragen von Mauern und
T horen, den Umbau der Privathäuser, die Anlage von Fabriken um den
Gürtel der Stadt an malerischem und historischem Reiz in den letzten
Jahrzehnten verloren, so ist Deutschland doch noch immer reich an Städte-
bildern, die charakteristische Züge ihrer mittelalterlichen Physiognomie be-
wahrten; zu den interessantesten derselben gehört die Ansicht Regensburgs
von Norden, jenseits der Donau,
Zwar hat auch dieses Bild seit dem Mittelalter manchen interessanten
Zug eingebüsst; die Stadtmauern und deren Thürme nach der Donau zu wurden
abgetragen, der mittlere der drei Brückenthürme 1784, der auf der Seite
von Stadtamhof I8o9 entfernt und der schöne Marktthurm an der Ost-
seite des Rathhauses durch den Brand vom 26. juli 1706 zerstört; aber
gleichwohl besitzen wir hier noch ein selten reiches und charakteristisches
Bild einer mittelalterlichen Grossstadt, das heute noch wie vor fünfhundert
Jahren erzählt von der hohen geschichtlichen und kunstgeschichtlichen
Bedeutung der Stadt im Mittelalter, von der Vielseitigkeit der Interessen,
die sie vertrat und die sie so recht als mittelalterliche Grossstadt charak-
terisiren.
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Der stattliche Strom, jenseits dessen wir die Stadt erblicken, erinnert
Allem an die strategische Lage, deren NVerth schon die Römer er-