Deutsche und italienische Kunst.
damals gerade die tüchtigsten Künstler meist ihr Bestes unter jenem Ein-
fluss geschaffen, so die für jene Periode so charakteristischen Freskomaler
wie in der Münchner Schule Balthasar Albrecht, G. Asam, Kosmas
Damian Asam, Joseph Baptist Zimmermann, M. Günther, Bader von Lech-
mühl, Zeiler, Wink und Andere, die heute merkwürdigerweise nur der
Lokalforscher kennt, die Geschichte der Malerei aber nennt in der Regel
noch nicht einmal ihre Namen 1).
Die Verbindung zwischen deutscher und italienischer Kunst blieb so
ununterbrochen bestehen, und als im I9. jahrhundert der grosse Auf-
schwung der deutschen Kunst erfolgte, da zogen unsere Künstler wieder
nach Florenz und Rom und später die Coloristen nach Venedig, um zu
lernen, um Kraft zu gewinnen für ihr grosses Werk der Neubelebung der
nationalen, deutschen Kunst. Man hat in jüngster Zeit hin und wieder
behauptet, dass gerade der Zusammenhang jener Kunst mit der italienischen
zeige, dass sie keine nationale sei; der Historiker wird, wie ich glaube,
diese Ansicht durchaus nicht theilen können. Wie klar sprechen sich
doch in ihren Briefen und Aufzeichnungen, vor Allem aber auch in ihren
Werken Cornelius, Schwind, Richter und Andere darüber aus, dass in
ihnen, wie ja einst auch in Dürer, erst in der Fremde die volle Liebe
zur heimathlichen Kunst erwachte, sie deren eigenste Vorzüge erst ganz
schätzen lernten; sie bewunderten die italienische Kunst und erbauten sich
an ihr, aber sie Wurden dadurch nur freier und grösser im eigenen Schaffen.
Mag da und dort noch mancher Zug, der heute befremdet, zu stark die
Schule verrathen, durch welche die deutsche Kunst sich selbst wieder-
gefunden, so konnte das in der Folge leicht überwunden werden; aber
die That der Neubelebung unserer Kunst durch jene Meister, auf denen
denn doch die neue deutsche Kunstentwicklung sich aufbaut, die Grösse
ihrer Gedanken, die ideale Begeisterung, ja gerade auch ihr echt deutscher
Sinn, wir sollen sie schätzen und ehren; wir sollen eingedenk sein, was
wir ihnen verdanken, die in der Fremde gelernt, um Deutschlands Kunst
gross und selbständig zu machen. Die deutsche Kunst hat seit jenen Tagen
nach manchen Seiten hin grosse Fortschritte gemacht; in Vielem ist sie
selbständiger geworden; wir sollen uns darüber freuen, denn nur das Ver-
trauen auf die eigene Kraft, die Freude an der eigenen Arbeit ermöglichen
ein frisches, erfolgreiches Schaffen; aber wir sollen nicht undankbar sein
gegen jene, welche die Bahn eröffnet, sollen ihnen das nicht zum Vor-
wurfe machen, was ihr grosses Verdienst war.
1) So weit dies bei einer zusammenfassenden Geschichte der deutschen Kunst gegen-
wärtig möglich, beurtheilt W. Lübke "in seiner Geschichte der deutschen Kunst 1890 diese
Gruppe noch am ehesten gerecht.