Peter Paul Rubens.
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musste, oft trübe stimmten, ist begreiflich, und so hören wir ihn denn
auch in einem Briefe aus London klagen, der namentlich dadurch"
interessant, weil er zeigt, welch hohe Forderungen der Künstler an sich
stellte. wWenn ich schreibt er hier während meiner Jugend in so
kurzer Zeit so viel Länder und Höfe besucht hätte, so wäre mir das weit
nützlicher gewesen, als in meinem gegenwärtigen Alter. Mein Körper
wäre weit kräftiger gewesen, um die Unbilden der Reise zu ertragen, und
mein Geist wäre durch die Kenntniss der hervorragendsten Völker geschult
worden, um in Zukunft grössere Dinge zu verrichten. Jetzt dagegen, WO
mein Körper die ihm noch erübrigenden Kräfte verzehrt, soll ich nicht
mehr Zeit haben, um die Früchte so vieler Arbeit zu geniessen. Ich soll
schlechterdings nur mehr gewinnen, gelehrter sterben zu könnenß
Auch in England wurde Rubens ein umfassender Auftrag zu Theil,
nämlich neun Bilder zur Verherrlichung Jakob I. für die Decke zu White-
Hall um 3000 Pfund zu malen. Rubens aber schenkte Karl I., um diesen
den Friedensunterhandlungen geneigter zu machen, das schöne Bild rdie
Segnungen des Friedensa (London, National-Galerie), und so unterstützte
in feiner Weise der Künstler den Diplomaten. Am 23. September (nach
Anderen 3. October) 1629 wurde Rubens von der Universität Cambridge
zum Doctor, wmagister in artibuse, ernannt; am glänzendsten aber zeichnete
ihn der König aus, als er ihn in feierlicher Parlamentssitzung am 2I. Februar
1630 zum Ritter schlägt, ihm dann seinen Degen schenkt, seine Hutschnur,
einen Brillantring und eine goldene Kette. Auch ferner bewahrte Karl I.
dem Künstler seine Gunst; den 24. März 1638 liess er ihm eine goldene
Kette, den 29. December desselben Jahres eine Denkmünze überreichen.
Den 20. August 1631 verlieh auch Philipp IV. Rubens den Ritter-
titel, und noch kurz vor seinem Tode, im Jahre 1640, ernannte ihn die
Academia die S. Lucca in Rom zu ihrem Ehrenmitgliede.
Rubens Lebensstellung war eine so glänzende, wie wohl kaum die
eines anderen Künstlers; im Vorausgehenden suchte ich zugleich durch
einige Beispiele anzudeuten, wie dies auch seine Kunst förderte, wie ihr
dadurch die Mittel zur Entfaltung ihrer Grösse und ihres Glanzes geboten,
ihr weit herrschender Einfluss gefördert wurde. Auch andere Höfe folgten
dem Beispiel derer von Brüssel, Paris, Madrid und London, indem sie
Rubens bedeutende Aufträge zukommen liessen; so malte er 1618 für
den Herzog Maximilian von Bayern die prächtige Löwenjagd, für den
Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg vor 1618 um den Preis von
3 500 Gulden das grosse Jüngste Gericht, sowie 1619 und 1620 die Geburt
Christi und die Ausgiessung des heiligen Geistes um 3000 Gulden (jetzt
sammtlich in der Pinakothek zu München).
Neben den Fürsten aber förderte Rubens' Kunst vor Allem die Kirche;
sie besass die Mittel, grosse, monumentale Werke entstehen zu lassen;