ntwerpen, das nach dem Niedergang von Brügge und Gent
I O deren reiches Erbe in Handel und Gewerbe angetreten, hatte
K? seine höchste Blüthe am Ende des I 5. und im Beginne des
ißill-fwm 16. Jahrhunderts; auch die Kunst verliess jetzt jene Städte,
um nach Antwerpen überzusiedeln, und so wurde es der künstlerische
Mittelpunkt der südlichen Niederlande. Im Beginne des I6, Jahrhunderts
erfreute sich Antwerpen des glänzendsten Lebens, die zweite Hälfte des
Jahrhunderts aber ist die Zeit seines schwersten Leides. Schrecklich
wütheten die Spanier; vor Allem Alba's Ketzergerichte und Alexander von
Parma's vierzehnmonatliche Belagerung, sowie die Einnahme der Stadt im
Jahre 1585 schädigten dieselbe so sehr, dass sie sich von den furchtbaren
Schicksalsschlägen erst im I9. Jahrhundert wieder ganz erholte. Im Jahre
1589 war Antwerpens Einwohnerzahl auf 55000 zusammengeschmolzen;
sie hatte in einundzwanzig Jahren um etwa 70000 Seelen abgenommen.
In eben diesem Jahre aber, das uns die Noth der einst so üppigen Scheide-
stadt auf dem Gipfel zeigt, kehrte in diesen ihren Heimathsort Frau
Maria Rubens mit ihren Söhnen Philipp und Peter Paul zurück, von denen
der jüngere, damals elf Jahre alt, Antwerpen zu einer neuen Blüthe ver-
helfen, es in der ersten Hälfte des I7. Jahrhunderts zur künstlerischen
Hauptstadt erheben sollte, deren Einfluss die ganze künstlerisch gebildete
Welt jener Zeit auf dem Gebiete der Malerei beherrschte.
Die Verhältnisse der Familie Rubens können damals nicht sehr
glänzend gewesen sein, aber Maria sorgte doch für eine gute Erziehung
ihrer Kinder; Philipp studirte in Antwerpen, Brüssel und Löwen und
promovirte dann in Rom; Peter Paul aber, der zur diplomatischen Carriere
bestimmt war, besuchte zuerst die Jesuitenschule, wo er die Grundlage zu
seiner später so umfassenden allgemeinen Bildung legte, wo er wohl auch
die alten und modernen Sprachen zu lernen begann.