Leben und Kunst zweier niederländischer Bauernmaler des siebzehnten Jahrhunderts.
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Für Brouwefs Persönlichkeit kann man Sympathie gewinnen wegen
seines gutmüthigen und heiteren Temperamentes, als Künstler dagegen
werden wir Brouwer rückhaltslos bewundern; Brouwer war mit einem
ganz ausserordentlichen künstlerischen Talent begabt, das nur um so
grösser, ja staunenswerther erscheint, wenn wir die Umstände bedenken,
unter denen es sich entwickelt hat; auch der Fleiss, im gewissen Sinne
sogar die Energie Brouwer's erscheint hier achtenswerth. Brouwer war
sonst gewiss nichts weniger als ehrgeizig, aber er forderte, dass man
seine Kunst unbedingt hochschätze. Es stimmt völlig zu Brouwefs
Charakter, wenn erzählt wird, dass er, wenn man ihn wegen der Bezahlung
in den Wirthschaften zurückhielt, Tinte und Papier forderte, um eine
Skizze zu machen; er schickte sie dann an bekannte Kunstliebhaber,
zahlten ihm diese aber nicht den geforderten Preis von zwei- bis drei-
hundert Gulden, so warf er die Skizze lieber ins Feuer, als dass er sie
unter dem Preise weggegeben hätte.
In dem kurzen Leben, von dem nur ein kleiner Theil ganz der Kunst
gewidmet gewesen sein kann, hat Brouwer viel und durchweg Treffliches
geleistet, ja er hat sich wie Bode höchst interessant nachgewiesen
rasch vervollkommnet und zeigt dadurch ein ernstes Streben. Wenn ich
von Brouwer's Fleiss spreche, so wird man dem entgegenhalten, dass
von dem Künstler gesagt wird, er sei träg im Malen, flott im Verzehren
gewesen. Brouwer war fleissig, denn durch Faulheit und Trunk gelangt
kein Talent, auch nicht das grösste, zur Entwicklung seiner Gaben, aber
er war Heissig in seiner Art. Allerdings fehlte Brouwer der regelrechte
Fleiss; das stetige Arbeiten, wie es Teniers bethätigte, war schon durch
seine Lebensweise ausgeschlossen, aber Brouwer lebte offenbar ganz und
immer in künstlerischer Anschauung; er fasste Alles, was ihn umgab,
künstlerisch auf, und wenn er arbeitete, war er stets mit ganzer Seele bei
der Sache. Aus dem Wesen Brouwer's und aus dieser Art zu arbeiten,
erklärt sich seine Kunst in ihrem eigenthümlichen, hohen künstlerischen
Reiz, aber auch in ihrer Einseitigkeit. Eine Kunst, die sich irgendwie
mit tieferen Problemen beschäftigt, ist bei einem Naturell, wie Brouwer,
unmöglich, und auch die schlichte, markige Portraitdarstellung, in der uns
Brouwer"s Lehrer, Franz Hals, die holländischen Freiheitskämpfer vor-
führt, erfordert eine kraftvollere, männlichere Natur. Brouwefs Kunstgebiet
ist beschränkt; es beschäftigt sich, abgesehen von ein paar studienartigen
Landschaften, ausschliesslich mit den niedersten Volksklassen, die er ge-
wöhnlich in ihrem ausgelassensten Treiben, spielend und rauchend, raufend
und saufend oder bei der den Excessen folgenden schmerzlichen Kur
durch den Bader darstellt. Die Scenen werden mit der grössten Frische
und Lebendigkeit geschildert, mit einer meisterhaft sicheren Charakteristik;
sie erhalten ihre Anziehungskraft und künstlerische Bedeutung durch den