Kunst.
Deutsche und italienische
hübschen Motiven, die ihm je mehr um so schöner erscheinen, die Land-
schaft dem Ganzen nicht unterzuordnen vermag, so geht im Gegensatze
dazu der italienische Künstler als der Meister des monumentalen Stiles
schon seit Giotto von der wahren Hintergrundslandschaft aus, er erfasst
die Landschaft wie schon der Meister des gewaltigen Freskos wder Triumph
des Todesx auf dem Campo santo zu Pisa grösser und bedeutender, mit
dem Blick auf das Ganze weiss er Figuren und Landschaft in das richtige
Verhältniss zu setzen und dadurch die einheitliche Wirkung des Historien-
bildes zu erzielen. Das gründet aber eben so tief in der Natur der italie-
nischen, wie die Auffassung unserer Künstler in derjenigen der deutschen
Landschaft.
Wir sitzen auf den Stufen von S. Miniato bei Florenz und Weithin
dehnt sich vor uns die Landschaft. Nach Fiesole hinüber blickend, sehen
wir herab auf die grosse Stadt, die eine so gewaltige, so einzige Stellung
in der modernen Kunstgeschichte einnimmt, aus der als Wahrzeichen der
grossartige, einfache Dom hervorragt mit seiner stattlichen Kuppel und
der düstere palazzo vecchio mahnend an das edle, schlichte und ernste
Wesen der Florentiner Kunst in ihrer höchsten Blüthe. Den Horizont
säumen die weich sich ziehenden Linien der fernen Höhen so duftig in
der warmen Frühlingssonne, deren volles Licht in der Nahe Alles so klar
und scharf erscheinen lässt; dann aber sehen wir nach Osten das Arno-
thal hinauf die ernsten, scharf gezeichneten, grossartigen Formen des
Gebirgsthales. Wer an schönen Frühlings- und Herbsttagen oder in
stillen Mondnächten hier auf dem wunderbar poetischen campo santo
oder auch etwas tiefer auf der piazzale Michelangelo den herrlichen Blick
genossen und da seine Studien über italienische Kunst gemacht, der wird
wissen, dass die Landschaft um die Stadt, in welcher die Kunst der Re-
naissance erblühte, gross und schön ist; er wird wissen, warum die Meister
dieser Kunst die Landschaft gleich so gross erfassen konnten, er wird
fühlen, wie die weichen, sanft geschwungenen, weit sich ziehenden Formen
italienischer Landschaft zu dem Schönheitssinn dieser Künstler sprechen
und ihn nähren mussten, wie andererseits die italienische Gebirgsnatur
den Künstler zum Grossen, ja zum Gewaltigen anregte. Und welche
Steigerung erfuhr dies mit der Uebersiedlung der Kunst in der Hoch-
Yönßlissance von Florenz nach Rom durch die mächtigen Stimmungsbilder
der CamPägna; vergleicht man Raphaels Madonna mit dem Diadem im
LOUVTC mit verwandten Werken der Florentiner Zeit des Meisters, die
grossartige Landschaft, deren Charakter auf die Umgebung Roms deutet,
erzählt, wie die imposante Natur in der Nähe der ewigen Stadt auch dazu
beitrug, die volle Grösse Raphaels zur Entfaltung zu bringen.
Der deutschen Landschaft am nächsten steht entschieden die der
Oberitaliener, besonders der Venezianer, auch bei diesen spricht sie im