und italienische Kunst.
Deutsche
aus, ein bezeichnendes Gegenstück zum deutschen Erker, so besonders
in Venedig durch den hübschen Balkon oder die Galerie, nach denen sich
der Saal mit grossen Thüren öffnet. Ein charakteristisches Motiv des
italienischen Palastes bildet aber vor allem die Säulenhalle; liegt sie nach
der Strasse, wie dies am bedeutendsten die Bologneser Hallen zeigen, so
gehört dieser Theil des Palastes überhaupt dem öffentlichen Leben, liegen
die Hallen aber, in einem oder mehreren Stockwerken durchgeführt, nach
dem Hofe zu, wofür ja Rom, Florenz, Genua, auch Venedig, Mantua u. a.
eine Reihe der herrlichsten Beispiele bieten, so öffnet sich durch diese
reizvollen Räume das Haus doch wieder nach dem Freien, besonders bei
Villen nach schönen Gartenanlagen, und in der Stadt drang und dringt
ja zuweilen heute noch das Leben der Strasse ungehindert in diese Räume
ein. Das Aeussere, die Fagade und die Säulenhalle, die Räume, durch
die wir das Haus betreten, wie die Vorhalle und das Treppenhaus, die
Prunksäle, in denen man grosse, lichte Räume in schönen Verhältnissen
erstrebt, sind das künstlerisch Bedeutende am italienischen Palaste. Nicht
von der Freude künstlerischer Zier am Kleinen und Kleinsten wie in dem
bescheidenen deutschen Hause, sondern von der Freude am Grossen und
Schönen ging die Kunst im italienischen Palaste und an demselben aus;
die Kunst des deutschen Hauses, wie ich sie oben andeutete, musste der
italienischen Kunst fremd bleiben, da sie ja dieses Haus nicht kannte,
aber grösser und glänzender musste sich die Kunst in den herrlichen,
freien Räumen des italienischen Palastes entfalten.
Gehen wir aus dem Hause auf die Strasse, so tritt uns im Gesammt-
bild der Stadt dieser Gegensatz gleich scharf entgegen.
Die grosse Hauptstrasse wder Corsoa, die prächtigen monumentalen
Plätze bestimmen den Charakter der italienischen Stadt; ich erinnere bei-
spielsweise nur an Rom, oder an den Platz 'vor dem Campo santo zu
Pisa, an die via nuova oder den Hafen zu Genua, an die piazza Vittorio Ema-
nuele und den Corso zu Padua, an die Hauptplätze Veronas, vor Allem auch
an Venedig, wo auch den alten italienischen Malern die piazza, piazzetta
und der canal grande als das Schönste und Charakteristischste ihrer Stadt
galten, während auf die intimen Reize der kleinen Seitenkanäle, deren
feines Licht und Farbenspiel uns heute fast nicht minder entzückt als
jene prächtigen Bilder, erst die deutsche Kunst hinwies, und wenn sich
jetzt auch die italienischen Maler oft mit Glück derartigen Vorwürfen
zuwenden, so beweist dies nur den Einfluss der nordischen Kunst auf die
Italiens in der Gegenwart.
Bei den deutschen Städten dagegen, welche gleich Nürnberg, Regens-
burg oder Köln die echt deutsche, mittelalterliche Anlage bewahrten, im
Gegensatze etwa zu Augsburg, das gleich den kleinen bayerischen Städten
in seiner Anlage offenbar durch Italien beeinflusst ist, ist es gerade