158
Giovanni Bellini.
tluss auf Bellini gewesen sein, besonders im Gegensatze zu Mantegnas
strenger, oft etwas studirter Art.
Die weitere coloristische Ausbildung Giovanni's wird namentlich seit
1480 auch sein Bruder Gentile, neben dem und mit dem er vielfach arbeitete,
wesentlich gefördert haben. Gentile Bellini hat in seinen grossen, durchweg
ganz naturalistisch, sittenbildlich aufgefassten Historien, die sich in der
Akademie in Venedig, in der Brera und im Louvre befinden, das hervor-
ragende Verdienst, die Wirkung des Lichtes im Ganzen zu beobachten
und versucht sogar mit Erfolg, wohl angeregt durch seine Reise nach
Konstantinopel, den Charakter des klaren, prallen Sonnenlichtes und anderer-
seits den eines gedämpften Lichtes, das gerade Venedig so häufig eignet,
scharf auseinander zu halten. Bellini nimmt die Einflüsse dieser Meister
in sich auf, verarbeitet sie aber vollkommen selbständig und gelangt
dadurch zum eigenen Ziele, zum Stimmungsbilde, das er zuerst 1479 in
dem grossen Altarbild für S. Giobbe erreicht.
Von den Werken, in denen wir den Künstler sich rasch diesem Ziele
nähern sehen, ist das bedeutendste das Altarbild in S. Francesco in
Pesaro. Wie Bellini jetzt seine persönlichsten Vorzüge zu entwickeln
beginnt, zeigt die einfach edle, grosse Composition, noch mehr die an-
dächtig, weihevolle Stimmung, die sich so innig ausspricht in Maria,
welche sich bescheiden vor Christus neigt, der ihr die Krone auf das
Haupt setzt, so ernst in den sinnenden männlichen Gestalten neben dem
Throne, heiterer dagegen in den Cherubim.
In diese Zeit mag auch die Verklärung Christi im Museum zu Neapel
fallen; das Bild, das eine höchst reizvolle Landschaft besitzt, zeigt manche
stark ins Auge springenden Schwächen, sowohl in der Composition, be-
sonders bei den drei auf dem Boden liegenden Aposteln, als auch in der
Bewegung der Figuren, die bei Christus, Moses und Elias äusserst steif;
das dramatische Leben war, wie auch später der Tod des Petrus Martyr
beweist, nicht die Stärke des stillen, empfindsamen Künstlers. Höchst
interessant dagegen, zumal für diese Periode des Ringens nach Fortschritt
im Coloristischen, erscheint das Problem, das sich Bellini stellt, indem er
die Lichtwirkung gewissermaassen dramatisch verwerthet; durch das Licht
tritt der weissgekleidete Christus als der Mittelpunkt hervor, die Morgen-
röthe, die ihn bescheint, deutet die Verklärung an.
Von den kleinen Madonnen, unter denen sich späterhin mit die reiz-
vollsten Werke Bellini's finden, ist eine der frühesten die Madonna mit
dem schlafenden Kind in der Akademie zu Venedig. Sie ist noch sehr be-
fangen, auffallend steif der Körper des Kindes, nett dagegen dessen Köpf-
chen; ansprechend ist an dem im Ganzen ziemlich unbedeutenden Bilde
der Gedanke, wie Maria offenbar für das Kind betet, das in ihrem Schooss
schlummert und auf das sie besorgt niederblickt, darin liegt schon so