Kunst.
Deutsche und italienische
der kirchlichen Kunst zurück. Ursprünglich der Chor der Hauskapelle,
ist er ein interessantes Wahrzeichen, wie in Deutschland die Kunst der
Kirche die des Hauses heranbildete, das Chörlein am Pfarrhofe von
St. Sebald oder am Nassauer Haus in Nürnberg zeigen dies beispielsweise
noch recht deutlich, aber bald wird diese Bedeutung vergessen und der
Erker entwickelt sich als einer der originellsten Züge des deutschen
Hauses. Es ist der Erker der Winkel, in den man sich aus der grossen
Stube zurückzieht und der auf das Behaglichste eingerichtet wird, Vater
und Mutter sehen von hier dem Treiben der Kinder in der Stube zu und
blicken zuweilen auf die Gasse, um sich zu freuen, dass sie jetzt nicht
da draussen in Schnee und Unwetter umherlaufen müssen, sondern still
in ihrem trauten Heim sitzen können; es ist gewiss bezeichnend, dass
gerade der Winkel, in den wir uns zum gemüthlichen Plauderstündchen
zurückziehen, den feinsten Schmuck an der Aussenseite des Hauses bildet.
Im Schmuck des Einzelnen zeigt sich der Kunstsinn des Besitzers, den
Blick auf das Ganze dagegen, den Gedanken der Fagade, das Aeussere
des Hauses als einheitliches Kunstwerk zu gestalten, das lehrte uns erst
die italienische Kunst.
Treten wir in das Haus, so ist der Zugang meist nicht sonderlich
einladend, in den gewöhnlich schlecht beleuchteten unteren Räumen be-
finden sich Waarenlager, ein schmaler Gang führt uns an denselben vorbei
zu der engen, steilen Holztreppe, die in den ersten Stock und damit zu
den eigentlichen Wohnräumen führt; die Zimmer sind niedrig, in der
Regel nicht allzu gross und bei grösseren ist die Beleuchtung meist schon
in Folge der überwiegenden Tiefenanlage des Hauses eine sehr mangel-
hafte. Grosse, lichtfreie Räume entwickelte das deutsche Privathaus in
der Regel erst seit der Renaissance unter Anregung der italienischen,
späterhin auch der französischen Baukunst. Was aber diesen Räumen
einen eigenartigen Reiz verleiht, das ist, man sieht, sie sind geschaffen
für ein bescheidenes, stilles Familienleben, auch ist noch Platz hier für
einen kleinen Freundeskreis; allenthalben aber zeigt der Raum den Ver-
such künstlerischen Schmuckes, und zwar mit der gerade dem Deutschen
eigenen liebevollen Hingabe an das Kleine und Kleinste, was der be-
scheidenen Wohnung einen so traulichen Charakter verleiht. Das I5. jahr-
hundert zeigt hierzu nur leise Anfänge, und in seinen Schweren Truhen
und Tischen, in den Wandschränken und der Bank, die ringsum an der
holzverkleideten Wand befestigt ist, erscheint des Zimmers Ausstattung
noch schwer und unbeholfen genug; aber das zierliche Ornament am
Wandschranke oder am Tische, an der Truhe oder der gfossen Bettlade,
vor Allem aber das reizende mit Liebesscenen geschmückte Kästchen auf
dem Tische, das die Frau als Brautgeschenk erhielt, oder ein schöner
Ehrenbecher des Gemahls zeigen schon den Sinn für feine künstlerische