Dürefs
Kunst fürs Haus.
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zum Himmel erhoben hat, lassen erkennen, dass er nicht verloren ist, dass
er noch die Kraft besitzt, umzukehren zu einem besseren Leben, dass das
Unglück aus ihm einen Mann gemacht hat.
Die venezianische Reise Dürer's in den Jahren 1505 bis 1507
bezeichnet für die Geschichte der Holzschnitte und Kupferstiche des
Meisters keinen wesentlichen Wendepunkt. Es ist dies leicht erklärlich,
da ihm hier die fremde Kunst keine Anregungen mehr bieten konnte, viel-
mehr die Italiener seine Ueberlegenheit auf diesem Gebiete unbedingt an-
erkannten, wie schon sein Brief an Pirkheimer vom 8. September 1506
belegt. Dass Venedig zunächst auf Dürer als Maler anregend wirkte, ist
selbstverständlich und das erklärt, dass zunächst Holzschnitt und Kupfer-
stich zurücktreten und der Künstler sich fast ausschliesslich dem Tafel-
gemälde zuwendet, auf welchem Gebiete jetzt eine Reihe seiner bedeutend-
sten Werke entstanden, wie in Venedig das herrliche Rosenkranzfest, das
interessante Bild Christus unter den Schriftgelehrten (Rom Barberini) und
ein wahres Kleinod Dürefscher Kunst: Christus am Kreuz (Dresden).
Auch in die Heimath zurückgekehrt widmete sich Dürer noch hauptsächlich
der Malerei, es ist die Zeit der grossen Tafelgemälde, wie Adam und Eva
1507, der Hellefsche Altar 1508 bis 1509 und am Schlusse der Periode
(1511) steht das herrliche Allerheiligenbild.
Bekannt ist, wie Dürer nach Vollendung des Heller'schen Altars am
26. August 1509 an den Besteller schreibt, dass er jetzt die für ihn wenig
vortheilhafte Malerei bei Seite setzen und lieber wieder des Stechens warten
wolle. Dass nicht nur dieser äusserliche Grund Dürer veranlasste, Stich
und Schnitt wieder seine Hauptthätigheit zuzuwenden, ist sicher, er konnte
ihrer, die ihm allein ein echt volksthümliches Wirken ermöglichten und
ihm die beste Gelegenheit gaben, die Fülle seiner Gedanken auszusprechen,
unmöglich auf die Dauer entbehren; überdies hatte er zwei Hauptwerke
für den Holzschnitt, das Marienleben und die grosse Passion, unvollendet
vor sich liegen; er trug sich damals mit dem Plane zu einem weiteren,
nämlich zur Kupferstichpassion und für die Apokalypse war eine neue
Auflage nöthig geworden. Die folgenden Jahre, etwa bis 1515, wo dann
die Aufträge für Kaiser Maximilian einen grossen Theil von Dürer's Kraft
in Anspruch nahmen, sind denn auch die reichsten in seinem Schaffen für
die Kunst des Hauses. Gerade weil er ihr längere Zeit nur wenig Auf-
merksamkeit widmen konnte, greift er sie jetzt mit um so grösserer Liebe,
mit voller Kraft auf, und die grossen Fortschritte, die er" inzwischen
errungen sowohl in der Form im weitesten Sinne als auch im Stimmungs-
vollen und Malerischen, namentlich aber die tiefere Auffassung besonders
des Menschen tragen jetzt auch auf diesem Gebiete die herrlichsten Früchte.