II2
Zwei
Marco.
Mönche von
gegen den Thron zu angeordnet, zehn auf jeder Seite fünf heilige
Männer, während im Vordergrunde als Abschluss dieses Gefolges auf der
rechten Seite der tiefernste Bartholomäus, auf der linken der jugendliche
Ritter St. Georg stehen, über Maria schweben vier Engel, welche die Vor-
hänge eines Baldachins halten.
So ruhig, entsprechend dem Vorwurf wie ja auch dem Naturell Barto-
lommeds, das Bild aufgefasst ist, so zeigt sich im Vergleich mit früheren
Werken des Meisters doch eine entschiedene Steigerung des Lebens bei
Maria, die sich eben erhebt, durch die Drehung nach rechts, während das
Kind, das sie führt, nach links die Stufen des Thrones herabsteigt; besonders
bezeichnend sind hierfür aber auch die Engel über Maria, zumal die beiden
vorderen, die wir von rückwärts sehen, in ihrer hastigen Bewegung, und
will man dies im Detail weiter verfolgen, so sehe man z. B. auf den
kleinen Lautenspieler: auf dem Bilde in Lucca singt er ruhig vor sich hin,
hier hat er sich stark zurückgelehnt, um zu Maria empor zu sehen. Dieses
Steigern des Lebens, naturgemäss verbunden mit dem Streben nach
mächtiger Wirkung, wie sie in diesem Bilde beispielsweise Bartholomäus
charakteristisch zeigt, lag im Geiste der Zeit, bildete damals den Grundzug
der gesammten künstlerischen Entwickelung, ihr grösster Ausspruch heisst
Michelangelo. Bei Bartolommeo ist es ein Zeichen, wie er mit dem künst-
lerischen Leben seiner Zeit fortschreitet, soweit es sich mit seinen Gegen-
standen und seiner Persönlichkeit vertrug, und des Künstlers Aufenthalt
in Rom 1514 scheint diese Entwickelung wesentlich gefördert zu haben.
Um diese Steigerung zu erkennen, vergleiche man mit der Vermählung
der hl. Katharina die Anna selbdritt in den Uffizien aus dem folgenden
Jahre und dann etwa die Madonna della misericordia von 1515 in Lucca.
Die gelungenste dieser grossen Kompositionen Bartolommeds ist wohl
das unvollendete Bild, Anna, Maria und das Christuskind mit dem Schutz-
heiligen von Florenz, das für die grosse Rathshalle in Florenz bestimmt,
sich jetzt in den Uffizien befindet. Mit welchem Fleisse der Künstler an
diesem Werke arbeitete, beweisen die zahlreichen, oben erwähnten Studien-
Zeichnungen in den Uffizien und die äusserst sorgfältige Zeichnung und
Sepiauntermalung des Bildes, das über diese Stufe der Ausführung nicht
hinaus kam. In der Anlage hat das Bild viel Verwandtes mit der Ver-
lobung der hl. Katharina, aber gerade durch einen Vergleich beider treten
seine grossen Vorzüge klar hervor. Es ist nicht so überfüllt, sondern
mehr ausgespart, die Gruppen sind schärfer auseinander gehalten, besser
in sich verbunden, die Bewegung weit freier und lebendiger, der Vorder-
grund aber gewinnt dadurch bedeutend; dass die beiden Vordergrunds-
figuren nicht stehen, sondern knieen und der obere Abschluss des Bildes
mit dem Haupte der Trinität, unter dem das Buch des Lebens von Engeln
umgeben, wirkt weit schöner, vor Allem leichter als der schwerfällige