Zwei
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Mönche
Marco.
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Fünfundfünfzig Jahre, nachdem Fiesole das Kloster von S. Marco
verlassen, um nach Rom zu ziehen, trat Bartolommeo Pagholo dell Fat-
torino, gewöhnlich Baccio della Porta genannt, zu Prato in den Domini-
kanerorden (26. Juli 1500) und lebte dann bis zu seinem am 3, August
1517 erfolgten Tode im Kloster von S. Marco, wo er auch seine letzte
Ruhestätte fand. Fiesole steht als ein Meister, der noch stark an der
älteren Kunstrichtung hängt, am Beginne der Frührenaissance, Fra Barto-
lommeo, wie man ihn gewöhnlich mit seinem Klosternamen nennt, gewinnt
seine Hauptbedeutung dadurch, dass er einer der hervorragendsten jener
Künstler ist, welche den Uebergang von der Früh- zur Hochrenaissance
herbeiführen. Schon dadurch trennt eine weite Kluft die beiden Meister,
und ebenso war eine Persönlichkeit und damit eine Kunst wie die des
Fiesole in der ersten Hälfte des I5. Jahrhunderts noch möglich, nicht mehr
aber im Beginne des I6. Jahrhunderts. Die schweren Kämpfe, die Florenz,
besonders auch das Kloster von S. Marco inzwischen durchlebt, lassen ein
so kindlich unbefangenes Gemüth nicht mehr aufkommen, die reifer ent-
wickelte Kunst hatte den schlicht heiteren Charakter verloren und ihre
Uebung forderte einen Meister, der mehr als Fiesole mitten im Kunst-
leben von Florenz stand. Gleichwohl besitzen beide Meister vielfach ver-
wandte Züge, bedingt durch das klösterliche Leben, das sie in denselben
Räumen führten, sind beide ideale Charaktere mönchischen Lebens und
haben es beide gleich gross in der Kunst ausgesprochen, aber entgegen
dem heiter seelenvollen, kindlichen Fiesole erscheint F ra Bartolommeo als
der ernste, in schweren Kämpfen gereifte Mann, der in seiner Kunst nach
dem Grossen und Edlen strebt, um dadurch seinen religiösen Gestalten
den würdigsten Ausdruck zu verleihen.
Fiesole trat schon mit zwanzig Jahren in das Kloster, um Gott zu
dienen und die Ruhe zu finden, die er für seine Kunst bedurfte; Fra
Bartolommeo war fünfundzwanzig Jahre alt, er hatte eine ernste Jugend
durchlebt, Vater und Mutter früh verloren, bei einem erschütternden Er-
eignisse, dem Kampfe in S. Marco am 23. Mai 1498, wo er seinen Freund
Savonarola zu schützen versuchte, gelobte er, Dominikaner zu werden.
Schon der enge Anschluss Bartolommeo's an Savonarola, dessen Bildniss
er wiederholt malte, zuletzt wohl ziemlich lange nach Savonarola's Tod als
Petrus Martyr (Florenz. Akademie), ist bezeichnend für Bartolommeds Rich-
tung, noch mehr aber die Erzählung Vasari's, dass es Baccio gewesen, der
auf Savonarolaüs Verbot der Darstellung des Nackten in der Kunst in den
Fastnachtstagen 1497 und 1498 durch das Verbrennen seiner Studien,
andere Künstler veranlasst habe, ein Gleiches zu fthun. Es liegt kein
Grund vor, Vasaris Erzählung zu bezweifeln, aber sicher war dies nur
eine fanatische That des Augenblicks, zu der Bartolommeo durch die
zündende Beredsamkeit Savonarolefs hingerissen wurde; später aber, als